Gemeinsame Pressemitteilung der Industrie- und Handelskammer Wiesbaden und der Arbeitsagentur Wiesbaden
Die Arbeitswelt ist in einem fortwährenden Wandel: die zunehmende Digitalisierung und Technisierung stellt Unternehmen und Beschäftigte vor die Herausforderung mit diesen Entwicklungen Schritt zu halten.
Die Gesellschaft steht zunehmend vor der Herausforderung, dass das wirtschaftliche Wachstum durch die fehlende Verfügbarkeit von Arbeitskräften gehemmt wird. Die anfänglich auf bestimmte Berufsfelder und Regionen begrenzte Problematik des Arbeitskräftemangels beeinflusst zunehmend die Fähigkeit aller hessischer Unternehmen, ihre Produkte herzustellen oder ihre Dienstleistungen anzubieten.
Jetzt gilt es, die Menschen mitzunehmen und sie für den Arbeitsplatz von morgen aus- und weiterzubilden.
Um es allen Bevölkerungsgruppen in Wiesbaden und im Rheingau-Taunus-Kreis zu erleichtern, Antworten zu Fragen rund um die Themen berufliche Qualifizierung und Weiterbildung Bildung zu erhalten, eröffnete am 21.5.2024 der Bildungspunkt Wiesbaden als gemeinsames Angebot der Arbeitsagentur Wiesbaden und der Industrie- und Handelskammer Wiesbaden in Zusammenarbeit mit der Handwerkskammer Wiesbaden.
Alexander Baumann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Wiesbaden: „Der Arbeitsmarkt ist derzeit größeren Veränderungen unterworfen. Die Transformation birgt hier Risiken, eröffnet aber auch Chancen. Diese gilt es, unabhängig vom Alter, zu ergreifen und sich für den Arbeitsplatz von morgen aus- und weiterzubilden. Den Bildungspunkt eröffnen wir gemeinsam mit der IHK und in Zusammenarbeit mit der HWK ganz bewusst in der Wiesbadener Innenstadt. Dort stehen wir an einem zentralen Ort und in einem gemeinsamen Netzwerk als kompetente Anlaufstelle bereit, um rund um das Thema Weiterbildung und Qualifizierungsmöglichkeiten zu beraten. Ich lade gerne alle Bevölkerungsgruppen dazu ein das Angebot wahrzunehmen, die eigenen Möglichkeiten auszuloten und die eigenen Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern.“
Jörg Brömer, IHK-Präsident: „Als IHK warnen wir regelmäßig vor den Folgen des Fachkräftemangels. Dennoch haben wir den Eindruck, dass die Gefahren für unsere wirtschaftliche Entwicklung noch immer nicht ausreichend gesehen werden. Mehr als 1,5 Millionen Stellen sind zurzeit deutschlandweit unbesetzt, das bedeutet eine massive Schwächung der Wertschöpfung. Weiterbildung ist ein wichtiger Schlüssel, um Menschen für den Arbeitsmarkt zu qualifizieren. Als IHK werden wir das Angebot der Arbeitsagentur im Bildungspunkt ergänzen und mit unserem Team zu Themen wie Umschulung, Teilqualifizierung und der Anerkennung von Bildungsabschlüssen informieren. Auch die Beratung von Geflüchteten hinsichtlich der Arbeits- oder Ausbildungsaufnahme werden wir anbieten. Zusätzlich planen wir Veranstaltungen zu speziellen Schwerpunkten, wie etwa zur Rückkehr von Frauen ins Berufsleben.“
Bernhard Mundschenk, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Wiesbaden, sprach ebenfalls zur Eröffnung. Er freut sich über die Zusammenarbeit im Bildungspunkt und betonte, wie wichtig der persönliche Kontakt und Austausch gerade auch im Kontext der Fachkräftegewinnung sind.
Der erste Bildungspunkt in Wiesbaden befindet sich in den Räumlichkeiten der IHK. Unter einem Dach agieren die unterschiedlichen Netzwerkpartner um individuelle Beratungen zu Themen, rund um berufliche Qualifizierung und Weiterbildung anzubieten und Orientierung zu bieten. Das Beratungsangebot ist vielfältig: Berufsabschluss, Umschulung, Anerkennungsberatung, berufliche Alternativen oder Aufstiegsmöglichkeiten. Das sind nur einige der Themen, zu denen zukünftig im Bildungspunkt beraten wird.
In einem weiteren Schritt soll das Angebot im Rheingau-Taunus-Kreis mit einem Angebot vor Ort unterbreitet werden.
Besondere Zielgruppen sollen darüber hinaus in Aktionen und Veranstaltungen gezielt angesprochen und weitere Netzwerkpartner mit eingebunden werden.
In Kürze:
Bildungspunkt Wiesbaden
Neubau der IHK
Karl-Glässing-Str. 8
65183 Wiesbaden
Öffnungszeiten:
Dienstag: 10:00 – 15:00 Uhr
Mittwoch: 10:00 – 15:00 Uhr
Donnerstag: 10:00 – 15:00 Uhr
www.arbeitsagentur.de/vor-ort/bildungspunkt
Hintergrund:
Die Rahmenbedingungen am hessischen Arbeitsmarkt haben sich in den vergangenen Jahren signifikant und nachhaltig verändert. Lag der gesellschaftliche Fokus vor 15-20 Jahren noch auf der Bekämpfung des Phänomens der Massenarbeitslosigkeit und der Frage, welche Angebote wir insbesondere jungen Menschen am Übergang in den Beruf machen können, wenn die Zahl der Schulabgänger die offerierten Ausbildungsplätze deutlich übersteigt, hat insbesondere der fortschreitende demografische Wandel vieles verändert.
Die anfänglich auf bestimmte Berufsfelder und Regionen begrenzte Problematik des Arbeitskräftemangels beeinflusst zunehmend die Fähigkeit aller hessischen Unternehmen, ihre Produkte herzustellen oder ihre Dienstleistungen anzubieten. Viele Ansätze existieren, dieser real gewordenen Gefahr einer massiven Wachstumsbremse zu begegnen. Dabei erscheint es in Expertenkreisen unstrittig, dass parallel sowohl die weitere Hebung inländischer Potentiale als auch die Gewinnung ausländischer Arbeitskräfte angegangen werden muss.
Mit den Bildungspunkten soll verstärkt das Thema der beruflichen Weiterbildung gemeinsam mit unterschiedlichen Netzwerkpartnern in den Fokus rücken.
Die Bundesagentur für Arbeit investiert jährlich erhebliche Finanzmittel in die gezielte Weiterbildung von arbeitslosen und beschäftigten Personen mit dem Ziel, die jeweilige individuelle Arbeitsmarktpassung zu erhalten oder zu verbessern.
Für die Industrie- und Handelskammer ist die Aus- und Weiterbildung beruflicher Nachwuchskräfte eine Kernkompetenz der Selbstverwaltung der Wirtschaft. Die IHK gestaltet neue Berufsbilder mit, steht für die Qualität der Ausbildung in den Betrieben und nimmt bundeseinheitliche Prüfungen ab. Als Partner der Wirtschaft setzt sich die IHK für ein leistungsfähiges und bedarfsorientiertes Weiterbildungssystem ein.
Zum Stichtag 30.09.2023 waren im Agenturbezirk Wiesbaden von 18.570 Arbeitslosen 12.962 ohne Berufsabschluss; bei 221.079 Beschäftigten waren es 32.151 ohne Berufsabschluss. Allein mit diesen Zahlen wird schon deutlich, dass ein Bedarf an Beratung, beruflicher Qualifizierung und Weiterbildung besteht.
Mit den Bildungspunkten wird ein Raum geschaffen, in dem man eng vernetzt zusammenarbeitet um eine verbesserte Transparenz über bereits existierende Weiterbildungsangebote zu schaffen.
Bürgerinnen und Bürger, aber auch Unternehmen, welche sich bezüglich Weiterbildung informieren möchten, haben bislang oft keine klare Ansprechstation. Einige wenden sich an die Volkshochschulen, andere an Kammern oder die Bundesagentur für Arbeit.
Flächendeckend werden nun Anlaufstellen („Bildungspunkte“) eingerichtet, welche einen niedrigschwelligen Zugang für insbesondere all jene Menschen darstellen kann, denen ein Zugang zu den Internetangeboten rund um berufliche Weiterbildung inhaltlich, sprachlich oder faktisch nicht möglich ist.