Arbeitsmarkt zeigte sich 2021 erstaunlich krisenfest

Würzburg. „Der regionale Arbeitsmarkt hat sich im zurückliegenden Jahr sehr positiv entwickelt. Während die Dynamik in den ersten Monaten des Jahres noch von den coronabedingten Einschränkungen überschattet war, setzte im weiteren Jahresverlauf eine Erholung ein und gegen Jahresende wurde das Vorkrisenniveau nahezu wieder erreicht“, fasst Stefan Beil, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Würzburg, die Arbeitsmarktentwicklung 2021 in den Landkreisen Main-Spessart, Kitzingen und Würzburg sowie der Stadt Würzburg zusammen. Allerdings gibt Beil auch zu bedenken: „Insbesondere dem umfangreichen Einsatz von Kurzarbeit war es zu verdanken, dass die Arbeitslosenzahlen rückläufig waren. Dieses Instrument hat maßgeblich dazu beigetragen, dass viele Menschen ihre Arbeit behalten konnten.“

17.01.2022 | Presseinfo Nr. 2

Von Januar bis Dezember 2021 waren im Agenturbezirk Würzburg durchschnittlich 7.940 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet. Das waren 720 oder 8,3 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Die Jahresarbeitslosenquote verringerte sich um 0,2 Prozentpunkte auf 2,7 Prozent und bewegte sich damit auf dem Niveau von 2016. Die Arbeitslosenquote von 2019 –dem letzten Jahr vor Ausbruch der Corona-Pandemie- lag noch um 0,4 Prozentpunkte darunter. Insgesamt haben 11.970 Personen nach einer vorherigen Erwerbstätigkeit ihre Arbeitslosigkeit angezeigt, 2.410 oder 16,7 Prozent weniger als 2020. Im Gegenzug haben 11.350 Personen erneut eine Erwerbstätigkeit aufgenommen – ein Plus von 380 oder 3,4 Prozent.

„Mit zunehmendem Jahresfortschritt führten die sinkenden Infektionszahlen zu Lockerungen bei den coronabedingten Einschränkungen und stimulierten das wirtschaftliche Geschehen. Im Zuge dieser Entwicklung reduzierte sich sukzessive auch die Inanspruchnahme der Kurzarbeit“, erläutert Beil. „Waren hiervon im Januar noch rund 24.000 Beschäftigte betroffen, ist deren Anzahl bis August auf 4.250 gesunken. Die Anzeigen auf Kurzarbeit verringerten sich im gleichen Zeitraum ebenfalls von 860 auf 10. Allerdings war in den letzten beiden Monaten des Jahres wieder ein spürbarer Anstieg zu erkennen. Im November wurden 104 und im Dezember bereits wieder 208 Anzeigen eingereicht. Die Ausgaben für das Kurzarbeitergeld, einschließlich der Erstattung der Sozialversicherungsbeiträge, betrugen im Agenturbezirk Würzburg im zurückliegenden Jahr rund 125 Millionen Euro. Das entsprach in etwa auch dem Umfang des Vorjahres“, erläutert Beil. 

(Auswertungen zum Umfang der realisierten Kurzarbeit ab September werden erst zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht und liegen aktuell noch nicht vor).

„Die Arbeitskräftenachfrage hat mit 15.450 zugegangenen offenen Stellen deutlich zugelegt und lag rund ein Viertel über dem Vorjahresergebnis. Selbst das Niveau von 2019 wurde um mehr als sieben Prozent überschritten und am Jahresende umfasste der Stellenpool 5.800 Stellen. Gesucht wurden vor allem Fachkräfte -aber auch Helfer und Experten- in vielen Bereichen. Besonders gefragt waren dabei Arbeitskräfte im Handel, dem Verarbeitenden Gewerbe, im Gesundheits- und Sozialwesen sowie für freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen“, so Beil zur Stellensituation im zurückliegenden Jahr.   

„Nachdem die Beschäftigung im Vergleich von 2020 zu 2019 stagnierte, ist diese 2021 um 1,4 Prozent angestiegen. Am Stichtag 30. Juni waren im Agenturbezirk 216.850 Frauen und Männer sozialversicherungspflichtig beschäftigt, was nur knapp unter dem bisherigen Höchststand von rund 217.000 liegt“, zeigt sich Beil zufrieden. Die Branchen entwickelten sich dabei nicht einheitlich: „Während der Bau, Verkehr und Lagerei, das Gesundheitswesen und die Öffentliche Verwaltung Beschäftigungszuwächse verzeichneten, gab es vor allem in der Gastronomie und auch im Verarbeitenden Gewerbe Beschäftigungsrückgänge.“  

  

Im zurückliegenden Jahr profitierten nahezu alle Personengruppen von den rückläufigen Arbeitslosenzahlen. Entgegen diesem Trend entwickelte sich jedoch die Langzeitarbeitslosigkeit. Die Zahl der Betroffenen ist gegenüber 2020 um rund ein Drittel auf 2.000 angewachsen. „In diesem Jahr werden wir einen unserer Schwerpunkte darauf richten, die Langzeitarbeitslosigkeit zu reduzieren. Maßgeschneiderte Qualifizierungsangebote können hierfür der passende Schlüssel sein, um wieder den Weg in eine dauerhafte Beschäftigung zu finden. 2022 werden wir auch aktiv den sich beschleunigenden Strukturwandel in den Betrieben begleiten, um negative Folgen für die Arbeitgeber und die Belegschaft abzufedern. Die digitale und ökologische Transformation erfordert umfassende Qualifizierungsanpassungen in einer sich rasch verändernden Arbeitswelt. Wir werden hier in enger Abstimmung mit den Betrieben und den Beschäftigten passende Unterstützungsangebote unterbreiten“, so Beil abschließend.