Pressekonferenz „Bilanz zum Ausbildungsmarkt 2022/23“

03.11.2023 | Presseinfo Nr. 44

  • 1.397 Bewerber nahmen Unterstützung der Arbeitsagentur in Anspruch - 83 mehr als im Vorjahr
  • 1.957 Ausbildungsstellen wurden von Firmen gemeldet - 175 mehr als im Jahr zuvor
  • Zum 30. September waren 36 Bewerber unversorgt (8 weniger als im Vorjahr) und 167 Ausbildungsstellen noch unbesetzt (37 weniger als im Vorjahr).

Das Berichtsjahr 2022/2023 ist statistisch beendet. Am 3. November hat die Zwickauer Arbeitsagentur in einer Pressekonferenz, welche in diesem Jahr bei der Salzgitter Hydroforming GmbH & Co.KG stattfand, Bilanz gezogen. Als Gesprächspartner standen den Medienvertretern neben Andreas Fleischer (Chef der Zwickauer Arbeitsagentur) auch Herr Brakemeier (Geschäftsführer Salzgitter Hydroforming GmbH & Co.KG), Frau Riedel-Thümmler (Personalleiterin Salzgitter Hydroforming GmbH & Co.KG), Frau Herrmann (Lehrerin Käthe-Kollwitz-Schule Crimmitschau), Herr Spranger (Geschäftsführer IHK Chemnitz, Regionalkammer Zwickau) und Herr Winkelströter (Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Chemnitz) Rede und Antwort.

Andreas Fleischer bilanziert die statistischen Daten: „Das Ausbildungsjahr 2022/2023 ist abgeschlossen und wir ziehen eine positive Bilanz. Im Vergleich zum Vorjahr verzeichneten wir rund 6 Prozent mehr Bewerber sowie bei den gemeldeten Ausbildungsstellen eine Zunahme um 9 Prozent. Im Gegensatz dazu ist die Anzahl der noch unversorgten Bewerber gesunken. Die unbesetzten Ausbildungsstellen haben sich ebenfalls reduziert.“

Auch wenn das Ausbildungsjahr begonnen hat, ist die Aufnahme eines Lehrverhältnisses weiter möglich.

„Gemeinsam mit unseren Arbeitsmarktpartnern vermitteln wir die 36 unversorgten Bewerberinnen und Bewerber weiter“, so Andreas Fleischer und erläutert: „Für diejenigen, die noch keinen Ausbildungsplatz haben, ist es nicht zu spät. Theoretisch stehen für jeden unversorgten Bewerber noch fast fünf Ausbildungsstellen zur Verfügung. Jedoch passen nicht immer die Vorstellungen der Jugendlichen mit den Vorstellungen oder Anforderungen der Unternehmen überein. Die Berufswegplanung junger Menschen ist ein wichtiger und oft langfristiger Entscheidungsprozess. Alle Akteure der Jugendberufsagentur* (JBA) begleiten und unterstützen intensiv dabei. Gemeinsam arbeiten sie beispielsweise vor Ort an den Schulen bei Berufsorientierung und -beratung, Schulsozialarbeit oder der Gewährung von Bildungs- und Teilhabepaketen zusammen und zeichnen sich auch für abgestimmte Maßnahmen verantwortlich.“

Einen Rat für die Jugendlichen hat Andreas Fleischer abschließend noch: „Wichtig ist, sich auch abseits des Traumberufs für Alternativen zu öffnen. Möglicherweise kommen Ausbildungsgänge in Betracht, die weniger bekannt sind.“

Insgesamt 1.397 junge Männer und Frauen meldeten sich im zu Ende gegangenen Ausbildungsjahr bei der Agentur für Arbeit Zwickau, um das Beratungs- und Vermittlungsangebot anzunehmen. Das ist ein Plus von 83 gegenüber 2021/ 2022 und ein Plus von 26 gegenüber 2020/ 2021.
Auf der Angebotsseite des Markts ist ebenfalls eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. Insgesamt wurden der Agentur für Arbeit von den Unternehmen 1.737 Lehrstellen gemeldet. Das ist ein Plus von 45 gegenüber 2021/ 2022 und gegenüber 2020/ 2021 eine Zunahme um 220.

Kontinuität gibt es bei den Wünschen der angehenden Auszubildenden, die sich in den vergangenen 10 Jahren kaum geändert haben. Jedoch stimmten diese in großen Teilen mit den gemeldeten Ausbildungsstellen überein.
Von den 1.397 Bewerbern gaben 123 als vorrangigen Wunsch Verkäufer/in und 97 Mechatroniker/in an. Auch die Geschlechterrollen sind klar definiert. Die Hitliste der Berufswünsche junger Frauen führen wieder die Ausbildungsberufe Verkäuferin (73), Kauffrau Einzelhandel (44) und Kauffrau Büromanagement (36) an. Bei den jungen Männern dominieren erneut die Berufswünsche Kfz- Mechatroniker (85) vor Verkäufer (50) und Fachlagerist (37).

Im abgelaufenen Berichtsjahr blieben letztlich 167 Ausbildungsplätze unbesetzt; das sind 37 weniger als im Vorjahr. 36 Mädchen und Jungen waren zum 30. September noch ohne einen Ausbildungsvertrag, 8 weniger als im Jahr zuvor.

Torsten Spranger, Geschäftsführer IHK Chemnitz, Regionalkammer Zwickau:
„IHK-Mitglieder bilden verstärkt aus und sichern sich damit ihren Berufsnachwuchs. Die Anzahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Kreis Zwickau liegt mit 873 Verträgen (+10,23 % zum Vorjahr) auf einem neuen Höchststand. Dieser Wert übersteigt den Wert von 867 Verträgen vor der Pandemie im Jahr 2019. Energiekrise, Lieferkettenprobleme und Kriege sowie eine kritische Wirtschaftspolitik wirken sich negativ auf die konjunkturelle Entwicklung aus. Konstant bleibt der Bedarf an Arbeitskräften und die Überzeugung, mit eigener Ausbildung im Unternehmen Fachkräfte für die Zukunft zu gewinnen. Vor diesem Hintergrund ist es ein großer Erfolg, dass die Anzahl der Ausbildungsverträge nach dem Einbruch der Coronapandemie in den letzten beiden Jahren in Folge angestiegen ist. Wir können im Jahr 2023 in fast allen Branchen einen starken Zuwachs beobachten. Einen erheblichen Anstieg gegenüber dem Vorjahr haben wir bei den Branchen Metalltechnik 21 %, Verkehr/Transport 19,6 %, Elektrotechnik 16,7 % und bei den sonstigen kaufmännischen Berufen 9,9 %.
Für 2024 liegen uns bereits mehr als 1000 Angebote für Lehrstellen vor. Wir freuen uns sehr, dass viele neue Unternehmen erstmalig unsere Lehrstellenbörse (https://www.karriererockt.de/) nutzen und dabei auch zunehmend Praktika angeboten werden. Praktika sind für Schülerinnen und Schüler mittlerweile die Nummer 1 bei der Entscheidung für einen Beruf.
Für eine duale Ausbildung wirbt die neue deutschlandweite Ausbildungskampagne der IHKs #könnenlernen (https://www.ausbildung-macht-mehr-aus-uns.de/)."

Markus Winkelströter, Hauptgeschäftsführer Handwerkskammer Chemnitz:
„Trotz der wirtschaftlichen Talfahrt, in der sich viele Bereiche des Handwerks befinden, investieren die Betriebe in ihr wichtigstes Gut: Bestens ausgebildete Mitarbeiter. Sie wollen weiterhin selbst ihre eigenen Gesellen und damit vielleicht auch am Ende die Meister von Morgen ausbilden. Das ist ein starkes Signal! Denn nur so entgegnet man am besten dem Mangel an Fach- und Arbeitskräften. Die aktuellen Zahlen zeigen aber auch, dass es immer schwieriger wird, alle Ausbildungsplätze zu besetzen. Die Betriebe wollen, allerdings bleiben die Bewerber aus. Es braucht daher noch mehr Unterstützung und gute Rahmenbedingungen für die duale Berufsausbildung: Vor allem Land und Bund – mit Unterstützung der Kammern – müssen dafür jetzt die Grundlagen legen: Mehr Mittel für die Berufsorientierung, Investitionen in die Bildungszentren des Handwerks, kurze Wege zu den Berufsschulen und eine gute ÖPNV-Anbindung, die Gleichwertigkeit von dualer Berufsausbildung und Hochschulbildung – Hier gilt es jetzt anzusetzen, denn das Handwerk wird weiterhin an vielen Stellen gebraucht, sowohl kurz- als auch mittel- und langfristig.“

Jörg Brakemeier, Geschäftsführer Salzgitter Hydroforming Gruppe:
„Wir in der Industrie tragen durch das hohe Lohnniveau in besonderem Maße zum Wohlstand unserer Region bei. Angesichts des demografischen Wandels sind wir auf gut ausgebildete Fachkräfte angewiesen. Wir investieren deshalb seit vielen Jahren in die Ausbildung von Berufsanfängern und Fachkräften und wenden zur Nachwuchsgewinnung zunehmend innovative Methoden an.
Wir öffnen unser Unternehmen, informieren über die Vielfalt der Karrieremöglichkeiten auch in sozialen Medien oder durch die Präsenz in Schulen.
Dabei sind wir besonders stolz auf unsere Auszubildenden, die Schülern im Rahmen des ROCKID.ONE-Projekts Inhalte zu Medienkompetenz und Digitalisierung vermitteln. Somit erhalten die Schüler nicht nur Einblicke in industrielle Themen wie Robotik sondern bekommen auch zusätzlich eine Vorstellung "aus erster Hand" von den Anforderungen und Möglichkeiten in unserem Unternehmen. Gegen den Trend allgemein rückläufiger Ausbildungszahlen haben in diesem Jahr ein Drittel mehr junge Leute ihre Berufsausbildung bei der Salzgitter Hydroforming Gruppe begonnen.“

Die Agentur für Arbeit Zwickau bietet Jugendlichen umfassende Unterstützung – angefangen von der beruflichen Orientierung im Rahmen des Schulunterrichts über die individuelle Beratung bis hin zur Vermittlung von Ausbildungsstellen. Die Eltern oder Großeltern als wichtigste Bezugspersonen werden immer gern eingebunden.


Die Berufsberatung nimmt sich Zeit und informiert und berät junge Leute gern.
Individuelle Gesprächstermine können unter der 0375 314 1848 vereinbart werden.

Hintergrundinformation
*Jugendberufsagentur: Kooperationsbündnis zwischen Agentur für Arbeit Zwickau, Jobcenter Zwickau, Landkreis Zwickau sowie dem Landesamt für Schule und Bildung Zwickau