Pressekonferenz - Bilanz zum Ausbildungsmarkt 2023/24

08.11.2024 | Presseinfo Nr. 46

  • 1.235 Bewerber nahmen Unterstützung der Arbeitsagentur in Anspruch - 162 weniger als im Vorjahr 
  • 1.692 Ausbildungsstellen wurden von Firmen gemeldet - 265 weniger als im Jahr zuvor 
  • Zum 30. September waren 54 Bewerber unversorgt (18 mehr als im Vorjahr) und 126 Ausbildungsstellen noch unbesetzt (41 weniger als im Vorjahr).

Das Berichtsjahr 2023/2024 ist statistisch beendet. Am 8. November hat die Zwickauer Arbeitsagentur in einer Pressekonferenz, welche in diesem Jahr beim Unternehmen Wolf Straßen- und Tiefbau GmbH stattfand, Bilanz gezogen. Als Gesprächspartner standen den Medienvertretern neben Andreas Fleischer (Chef der Zwickauer Arbeitsagentur) auch Frau Urlaß-Wolf (Geschäftsführerin Wolf Straßen- und Tiefbau GmbH) sowie ihr Mitarbeiter Tom Schmutzler (Goldmedaillengewinner des Bundeswettbewerbs für Bauberufe 2022) , Herr Spranger (Geschäftsführer IHK Chemnitz, Regionalkammer Zwickau) und Herr Winkelströter (Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Chemnitz) Rede und Antwort.

Andreas Fleischer, Vorsitzender der Geschäftsführung der Zwickauer Arbeitsagentur „Die Auswahl an Ausbildungsstellen war für Schülerinnen und Schüler erneut gut. Auch in diesem Berichtsjahr gab es mehr gemeldete Stellen als Bewerber. Um die wirtschaftliche Si-uation in der Region weiterhin zu sichern, benötigen wir junge Menschen in den Unternehmen und in der dualen Ausbildung. Der Stellenwert einer abgeschlossenen Berufsausbildung ist unbestritten. Mitunter beginnen Jugendliche nicht direkt nach der Schule mit der Ausbildung oder beenden diese nicht erfolgreich. Auf dem regionalen Arbeitsmarkt sind derzeit fast zehn Prozent aller arbeitslosen Personen jünger als 25 Jahre. Wir konzentrieren uns künftig auf die Ausbildungsinteressenten mit höherem Unterstützungsbedarf. Diese bekommen die Hilfe, die sie erwarten und benötigen. Dafür gibt es Förder- und Übergangsprogramme. Qualifizierte Mitarbeitende, insbesondere Fachkräfte, werden weiterhin in allen Branchen gesucht. Können Stellen nicht besetzt werden, hat dies häufig Auswirkungen auf den wirtschaftlichen Erfolg. In meinen Augen, ist der Königsweg der Fachkräftesicherung die Ausbildung. Betriebe befähigen hier ihre Fachkräfte von morgen und Nachwuchskräfte legen mit einer Lehre ein gutes Fundament für ihr Berufsleben.“

Insgesamt 1.235 junge Männer und Frauen meldeten sich im zu Ende gegangenen Ausbildungsjahr bei der Agentur für Arbeit Zwickau, um das Beratungs- und Vermittlungsangebot anzunehmen. Das ist ein Minus von 162 gegenüber 2022/ 2023. 
Auf der Angebotsseite des Markts ist ebenfalls ein Minus im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. Insgesamt wurden der Agentur für Arbeit von den Unternehmen 1.692 Lehrstellen gemeldet. Das ist ein Minus von 265 gegenüber 2022/ 2023.

Kontinuität gibt es bei den Wünschen der angehenden Auszubildenden, die sich in den vergangenen 10 Jahren kaum geändert haben. Jedoch stimmten diese in großen Teilen mit den gemeldeten Ausbildungsstellen überein.
Von den 1.235 Bewerbern gaben 73 als vorrangigen Wunsch Verkäufer/in und 76 Mechatroniker/in an. Auch die Geschlechterrollen sind weiter klar definiert. Die Hitliste der Berufswünsche junger Frauen führen wieder die Ausbildungsberufe Verkäuferin (46), Kauffrau Büromanagement (38) und Kauffrau im Einzelhandel (30) an. Bei den jungen Männern dominieren erneut die Berufswünsche Kfz- Mechatroniker (68) vor Fachlagerist (35) sowie Verkäufer (27).

Im abgelaufenen Berichtsjahr blieben letztlich 126 Ausbildungsplätze unbesetzt; das sind 41 weniger als im Vorjahr. 54 Mädchen und Jungen waren zum 30. September noch ohne einen Ausbildungsvertrag, 18 mehr als im Jahr zuvor.

Markus Winkelströter, Hauptgeschäftsführer Handwerkskammer Chemnitz:
„Handwerk und Ausbildung: Das gehört einfach zusammen. Nicht nur, weil das Handwerk allgemein überdurchschnittlich viel ausbildet. Jahr für Jahr zeigen die Ausbildungszahlen im Kammerbezirk stetig nach oben. Die Betriebe wissen, dass sich das Engagement in die Ausbildung am Ende immer lohnt, da sie damit weniger Sorgen vor dem oft genannten Mangel an Fach- und Arbeitskräften haben müssen. Daher gilt mein Dank allen Ausbildungsbetrieben, die Jahr für Jahr jungen Menschen eine Zukunftsperspektive bieten. Nichtsdestotrotz muss man aber auch anmerken, dass viele Ausbildungsplätze leider unbesetzt bleiben, weil schlicht die Bewerber fehlen. Hier gilt es in Zukunft noch stärker anzusetzen: indem man mehr Berufsorientierung – auch staatlich unterstützt – durchführt und auch innerhalb der Gesellschaft deutlich macht, dass sich eine Berufsausbildung in keinster Weise hinter einer Hochschulausbildung verstecken muss.“

Torsten Spranger, Geschäftsführer IHK Chemnitz, Regionalkammer Zwickau:
„Die Ausbildungszahlen in der Region Zwickau bleiben auf einem stabilen Niveau – allerdings leicht unter dem Wert von 2023. Eine unklare Wirtschaftspolitik, Inflation, hohe Energiekosten und der anhaltende Transformationsprozess führen zu Unsicherheiten – bei Unternehmen und jungen Menschen. Branchenunterschiede sind klar erkennbar. Die grundsätzliche Ausbildungsbereitschaft, das breite Spektrum an Berufsorientierungsangeboten und die attraktiven Benefits für Auszubildende sind jedoch starke Signale an junge Menschen und zeigen das Bestreben der Unternehmen, mit eigener Ausbildung in den Nachwuchs zu investieren. Besonders erfreulich ist der Zuwachs von 49 Betrieben (+9 %), welche in der Region Zwickau erstmals ausbilden (insgesamt 585 Unternehmen).

Susann Urlaß-Wolf, Geschäftsführerin Wolf Straße- und Tiefbau GmbH
„Die Wolf Straßen- und Tiefbau GmbH als familiengeführtes Traditionsunternehmen in der dritten Generation feiert im nächsten Jahr sein 70-jähriges Firmenjubiläum. Schwerpunkt unserer Aktivitäten ist der Straßen- und Tiefbau mit den Spezialisierungen im Asphalt- und Kanalbau. Innovative Produkte in Kombination mit höchster Ausführungsqualität sowie modernste Straßenbautechnik sind das Fundament unseres Erfolges. Außerdem wird der klassische Handwerksberuf des Steinsetzers bei uns aufrechterhalten. Bereits seit Bestehen bilden wir erfolgreich in verschiedenen Ausbildungsberufen aus und freuen uns, unser Wolfsrudel jedes Jahr mit motivierten Nachwuchstalenten zu verstärken. Unsere Azubis erwartet eine fundierte Ausbildung mit besten Chancen auf Übernahme. Zur Gewinnung von Berufsanfängern und Auszubildenden wenden wir zunehmend innovative Methoden an. Hierbei informieren wir erfolgreich auf Messen, in Schulen sowie in den sozialen Netzwerken über die Vielfalt von Karrieremöglichkeiten in unserem Unternehmen sowie die Vorstellung der einzelnen Ausbildungsberufe. Im Ausbildungsjahr 2022 wurde unser Lehrling Tom Schmutzler im Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks Bundessieger im Beruf Straßenbauer. Mit großem Stolz freuen wir uns über seine positive Entwicklung in unserem Unternehmen. Anfang des Jahres begann er bereits seine Ausbildung zum Straßenbauermeister und freut sich auf mehr Verantwortung und die Möglichkeit der Weiterentwicklung in unserem Unternehmen. Derzeit beschäftigen wir 3 Lehrlinge in den Berufen Tief- und Straßenbauer. Ein Lehrling hat dieses Jahr seine Prüfungen erfolgreich abgeschlossen und nimmt bereits eine Position auf einem Leistungsgerät im Asphaltstraßenbau ein.“

Die Agentur für Arbeit Zwickau bietet Jugendlichen umfassende Unterstützung – angefangen von der beruflichen Orientierung im Rahmen des Schulunterrichts über die individuelle Beratung bis hin zur Vermittlung von Ausbildungsstellen. Die Eltern oder Großeltern als wichtigste Bezugspersonen werden immer gern eingebunden.

„Die Jugendlichen, die noch nicht ihren Weg gefunden haben, sollten wissen, dass sie bis zum Jahresende gute Chancen haben, eine Ausbildung im Landkreis zu beginnen. Wer (noch) nicht mit den Berufsberatern in Kontakt ist, sollte diese Chance nun ergreifen und sich beraten lassen. Es gibt Alternativen zum Traumberuf, die manchmal gar nicht so weit davon entfernt sind. In gemeinsamen Nachvermittlungsaktionen werden wir mit IHK und HWK gemeinsam versuchen, unversorgte Bewerber und unbesetzte Ausbildungsstellen zusammenzubringen“, so Andreas Fleischer abschließend.