Zwei nicht abgeschlossene Ausbildungen zum Elektroniker der Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik beziehungsweise zum Technischen Systemplaner, längeres Jobben in der Gastronomie und im Lager – Phil ist selbst ganz überrascht, als er aufzählt, was er seit seinem qualifizierenden Hauptschulabschluss schon alles ausprobiert hat. „Das war zwar eine schöne Zeit, aber jetzt ist mir klar, dass das Jobben nichts für die Zukunft bringt.“ Entweder habe der Beruf einfach nicht zu ihm gepasst oder ihm sei irgendwann die Puste ausgegangen, erzählt der 25-Jährige.
Heute weiß Phil genau, woran es lag. „Mein Fehler ist gewesen, dass ich vorher nie Praktika gemacht und ausprobiert habe, ob der Beruf überhaupt für mich infrage kommt. Stattdessen habe ich mich immer in die nächste Ausbildung beziehungsweise einen Job gestürzt."
Neue Berufsfelder entdecken
Die Berufsberatung hat Phil auf die Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme (BvB) aufmerksam gemacht und ihm die Teilnahme ermöglicht. Hier lernt man neue Berufe kennen, macht Praktika in unterschiedlichen Berufsfeldern und wird bei der Suche nach Ausbildungsstellen unterstützt. Dazu hat man Unterricht in allgemeinbildenden Fächern. „Das finde ich nicht schlecht. Ich war ja schon Ewigkeiten nicht mehr in der Schule", meint Phil. Finanzielle Unterstützung ist über die Berufsausbildungsbeihilfe möglich.
Ein großes Plus ist außerdem die intensive sozialpädagogische Betreuung. „Die helfen uns, wenn wir Probleme haben, egal, ob privat oder wegen der Ausbildung“, erzählt er weiter. Die Teilnahme an einer BvB, die in der Regel bis zu 10 Monate dauern kann, war für Phil sehr attraktiv. „Die Alternative wäre gewesen, einfach weiterzuarbeiten. Aber das wollte ich nicht, schließlich bin ich ja jetzt auch schon etwas älter.“ Das Angebot der BvB, da ist sich der junge Vietnamese sicher, „war für mich die letzte Chance, andere Berufsfelder und Berufe kennenzulernen. Das hätte ich eigentlich schon vor Jahren in Betracht ziehen sollen.“
Auf zu neuen Ufern
Seine BvB macht Phil beim Christlichen Jugenddorfwerk Deutschlands (CJD) in Nürnberg. Nach einem Einblick in verschiedene Berufsfelder hat er sich für das Berufsfeld Gesundheit und Soziales entschieden. Und nach seinem Praktikum in einem Krankenhaus ist er sich nun sicher, dass Krankenpflege genau das Richtige für ihn ist. „Meinen Ausbildungsvertrag habe ich schon unterschrieben." Im Herbst beginnt seine Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpflegehelfer.
Bis dahin bereitet Phil sich im CJD auf die Ausbildung vor: „In der Berufsschule habe ich Deutsch und Mathe. Das ist nicht schlecht, denn in der Ausbildung kommt ja wieder Deutsch dran. Ohne Übung wäre ich da vielleicht überfordert." Phil will unbedingt seine Ausbildung als Gesundheits- und Krankenpflegehelfer schaffen, denn er weiß: Eine abgeschlossene Ausbildung bedeutet gute Zukunftsaussichten für ihn: „Früher habe ich immer nur an die Gegenwart gedacht und nie an die Zukunft."