11.12.2019 - Julia Fröhleke -7 MinutenArbeitswelt gestalten
Noch bevor Sie das Thema Arbeitgeberbewertungen aktiv angegangen haben, stehen schon die ersten Kommentare über Ihren Betrieb auf Kununu. Und die sind nicht immer nur positiv. Unser Leitfaden liefert Ihnen wertvolle Guidelines, warum und wie Sie Kununu für Ihr Unternehmen nutzen können, um daraus eine Plattform zu machen, die Ihnen bei der Personalsuche hilft. Im Interview erklärt Irina Windsheimer von ebm-papst, wie bei dem für sein Employer Branding ausgezeichneten baden-württembergischen Mittelständler mit Bewertungen umgegangen wird.
Kununu & Co.
Arbeitgeber-Guidelines für Bewertungsplattformen
1 – Profil aktiv gestalten
Sobald ein bestehender oder ehemaliger Mitarbeiter einen Kommentar abgibt, existiert das Unternehmen auf der Bewertungsplattform Kununu. Der Arbeitgeber verfügt dazu über ein kostenloses Profil, bei dem er die Bewertungen einsehen und kommentieren kann. Teil des Geschäftsmodells von Kununu ist es, kostenpflichtige Profile anzubieten, die den Unternehmen mehr Möglichkeiten bei der Gestaltung ihres Profils ermöglichen: Logo, Bilder und Videos lassen den Auftritt professioneller wirken und schaffen die Möglichkeit, eigene Schwerpunkte abseits der Bewertungen in den Mittelpunkt zu stellen.
2 – Wettbewerbsvorteil beim Recruiting nutzen
Interessierte Bewerber nutzen Bewertungsplattformen, um sich einen Eindruck über das Unternehmen zu verschaffen. Sie finden dort Informationen, die keine Firmenwebsite oder Stellenannonce preisgibt. Reagiert ein Unternehmen aktiv auf die Kommentare dort, zeigt das dem Bewerber, dass Feedback dort ernst genommen wird. Das kann die Entscheidung für oder gegen eine Bewerbung beeinflussen. Besonders kleine und mittelständische Betriebe können sich hier einen Vorteil gegenüber jenen Wettbewerbern schaffen, die die Bewertungen nicht aktiv managen.
3 – Sachlich und souverän antworten
Werden konkrete Abteilungen in einer Bewertung genannt, sprechen Sie mit den betroffenen Teamleitern, und klären Sie, ob wirklich ein Missstand vorliegt und wie eine angemessene Reaktion aussehen kann. Versuchen Sie die Hinweise der Kommentatoren konstruktiv aufzufassen und eine gewisse Distanz zu wahren. Denken Sie daran, es handelt sich um subjektiv wahrgenommene Dinge einzelner Mitarbeiter oder Ex-Mitarbeiter.
Eine in einem Kommentar aufgestellte Behauptung ärgert Sie? Dann schreiben Sie die Antwort darauf erst, wenn Sie einmal drüber geschlafen haben. Laut der Kölner Unternehmensberatung Employer Telling ist der Ton in den Antworten der Arbeitgeber meistens dann aggressiv, wenn Geschäftsführer oder Inhaber diese verfassen. Ein Auftreten als bissiger Streithahn schadet aber Ihrer Außendarstellung. HR-Verantwortliche tun sich durch ihren Abstand etwas leichter, sachlich zu reagieren, weshalb empfohlen wird, dass diese sich federführend um das Kommentarmanagement kümmern.
4 – Mit vielen negativen Kommentaren umgehen
Gerade wenn noch wenige Kommentare vorliegen, überwiegen oft die kritischen Anmerkungen. Da kann es hilfreich sein, seine Mitarbeiter und Bewerber zu motivieren, eine Bewertung abzugeben. Das nützt allerdings nichts, wenn die in Kommentaren beschriebenen Probleme intern augenscheinlich vorliegen. Dann müssen Sie sich im Sinne des internen Employer Branding erst darum kümmern.
Bedenken Sie, dass Leser und potenzielle Bewerber allzu negative Kommentare, die auch mal als Abrechnung mit dem Ex-Chef geschrieben werden, als die subjektiven Erlebnisse wahrnehmen, die sie sind. Die meisten können zwischen individuellen Problemen einer Person und strukturellen Unzulänglichkeiten im Unternehmen unterscheiden.
5 – Nicht ignorieren
Laut einer Bitkom-Studie liest jeder dritte Deutsche Bewertungen über Arbeitgeber im Internet. Im Gegenzug dazu reagiert laut Employer-Telling-Studie nur jeder hundertste auf Kununu bewertete Arbeitgeber offen auf Kommentare. Wenn Sie sich als Unternehmen bedeckt halten und das Feedback einfach ignorieren, verpassen Sie die wertvolle Chance, sich als aufmerksamen, wertschätzenden und kritikfähigen Betrieb darzustellen. Und Sie verwirken die Möglichkeit, sich von jenen Arbeitgebern abzugrenzen, die nicht auf Kommentare reagieren (siehe Punkt 2).
6 – Keine Standardfloskeln verwenden
Vermeiden Sie es, mit immer gleich klingenden Antworten aus dem Phrasenschwein auf Bewertungen zu reagieren. Wohlüberlegte Standardantworten, die immer einen Hinweis zum weiterführenden Dialog enthalten, reichen dann aus, wenn jemand außer einer Bewertung per Sternenskala keine weiteren Anmerkungen hinterlässt.
7 – Möglichkeit zum persönlichen Dialog hinterlegen
Beschwert sich jemand auf Kununu über Missstände in Abteilung XY, bringt es nichts, ihm ein klärendes persönliches Gespräch anzubieten und darunter ein allgemeines „Herzlichst, Ihre Geschäftsleitung“ mit der allgemeinen Firmen-E-Mail-Adresse als Kontakt zu hinterlegen. Der für das Anliegen zuständige Ansprechpartner sollte derjenige sein, der auf den Kommentar antwortet und für Gespräche zur Verfügung steht.
8 – Grenzen der Kommentarfreiheit
Überschreitet ein Kommentar rechtliche Grenzen, etwa bei Verleumdungen oder Beleidigungen, weisen Sie Kununu auf die konkreten Textpassagen hin.
9 – Maßnahmen ableiten
Sie finden in den Kommentaren gehäuft Hinweise, dass die Arbeitszeiten nicht flexibel genug sind? Dass man sich mehr Gemüse beim Kantinenessen wünscht? Dass neue Mitarbeiter sich anfangs alleingelassen fühlen? Greifen Sie diese Themen intern auf, und besprechen Sie sie mit Ihren Kollegen und Mitarbeitern. So können kritische Bewertungen wertvolle Verbesserungsprozesse in Gang setzen.