Was ist das Besondere an Ihren Seminaren?
Wie bieten verschiedene Kurse an, die entweder drei, fünf oder sieben Tage dauern. Um niemanden abzuschrecken heißen diese Auszeiten bei uns „natürliche Stressbewältigung“ und „Shirin-yoku Waldbaden“, sind aber inhaltlich nichts anderes als Burnout-Prophylaxe. Die Teilnehmer lernen unter Anleitung von erfahrenen Therapeuten, Psychologen und Heilpraktikern zu meditieren, Yoga zu üben und der Wirkung von Klangschalen nachzuspüren. Das wirklich Besondere sind die Wanderungen durch den Nationalpark, die ich gelegentlich selbst führe. Dann liegen wir über eine halbe Stunde lang still im Laub, hören und riechen den Wald, um anschließend darüber zu sprechen, wie wir uns dabei gefühlt haben. Wenn sie wieder abreisen, wissen die Teilnehmer, was ihnen gut tut. Und dass sie sich jede Woche kleine Auszeiten gönnen sollten. Es kommt allerdings auch immer wieder vor, dass ein Therapeut jemanden zur Seite nimmt, weil er ihn für gefährdet hält, in den Burn-out abzurutschen.
Sie selbst gehen ganz offen mit Ihrer Erkrankung um.
Ja, weil es wichtig ist. Und weil ich authentisch davon erzählen kann. So gelingt es mir hoffentlich, andere zu überzeugen, wie notwendig es ist, auf sich zu achten. Denn viele trinken abends noch eine Flasche Wein, um schlafen zu können. Oder lassen sich vom Hausarzt Stimmungsaufheller verschreiben. Etwa die Hälfte der Menschen in meiner Klinik hatte zuvor einen Entzug machen müssen. Meiner Erfahrung nach sind es vor allem die Machertypen, die gefährdet sind. Die, die sich für unersetzlich halten. Die zu wenig Zeit mit der Familie verbringen und zu wenig Urlaub machen. Die landen oft für Wochen in einer Klinik.
Zitat:„Leute, ihr jammert alle, dass ihr keine Fachkräfte habt. Dann haltet doch wenigstens die, die ihr habt.“
Deshalb halte ich heute auch weniger Vorträge über Strategie und Verkaufstechnik, sondern darüber, wie Menschen gesund bleiben können. Den Personalverantwortlichen und Unternehmern sage ich dann immer: „Leute, ihr jammert alle, dass ihr keine Fachkräfte habt. Dann haltet doch wenigstens die, die Ihr habt. Gebt ihnen bei den ersten Warnhinweisen Hilfen an die Hand und zeigt ihnen damit, dass sie Euch wichtig sind.“
Burnout-Prävention als Mitarbeitermotivation – zahlt sich diese Investition wirklich aus?
Ich bin fest davon überzeugt. Denn zum einen wird dadurch die Bindung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer gestärkt. Zum anderen erhält man so auch die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter. Ganz wichtig ist allerdings, dass sie für die Auszeit nicht ihr Wochenende opfern müssen, sondern selbstverständlich freigestellt werden. Alles andere wäre nicht sinnvoll.