22.06.2022 - Christian Schön -4 MinutenArbeitswelt gestalten
Die Frage, wie und vor allem wo wir arbeiten, zielt ins Herz unseres Verständnisses von Arbeit. Und die Antwort darauf verändert sich ständig: Während zu Zeiten der Pandemie das Homeoffice und digitale Arbeitsplätze eine ideale Lösung darstellten, ist nun vielerorts die Rückkehr des Büros zu beobachten. Doch muss sich dessen Architektur einem neuen Verständnis von Arbeit anpassen? Und gibt es überhaupt ein einfaches Zurück zum Büro?
Vor der Coronapandemie schien die Sache klar zu sein: Wahre Produktivität gibt es nur im Büro. Durch die fast flächendeckende Umstellung auf Homeoffice wurde dieser Glaube widerlegt. Denn tatsächlich waren viele Menschen im Homeoffice sogar produktiver als im Büro. Gleichzeitig gilt nach wie vor, dass das Büro ein Ort des Wissens und damit auch ein Ort der Macht ist. Der Anteil der Erwerbstätigen, die ständig oder teilweise im Büro arbeiteten, lag im Jahr 2020 laut einer Studie des Industrieverbands Büro und Arbeitswelt bei mehr als 70 Prozent. Das Büro als gemeinschaftlicher Ort nimmt eine wichtige Funktion im Leben vieler Menschen ein. Das Arbeiten zu Hause war für viele mit sozialer Isolation gleichbedeutend. Allein darum wird es zu einer „Rückkehr“ in die Büros kommen.
Dass ein Büro zum attraktiven Ort für die Mitarbeitenden wird, sollte zentrales Anliegen der Arbeitgeber:innen sein. Ein angenehmer Arbeitsplatz, zu dem man gerne kommt, ist ein wichtiger Faktor, wenn es um Produktivität und Kreativität geht. Das erklärt, warum auch große Technologiekonzerne wie Amazon, Apple oder Google aktuell massiv in neue Immobilienprojekte investieren.
Dahinter steht ein Wandel des Arbeitsbegriffs selbst, genauer gesagt, dem der Wissensarbeit. Diese ist schließlich mehr als nur eine Tätigkeit, die am Computer erledigt wird – ansonsten würde der Ort, an dem gearbeitet wird, keine bedeutende Rolle spielen. Das neue Verständnis von Wissensarbeit ist enger mit dem Büro verknüpft, in dem Menschen zusammenkommen, sich wohlfühlen, sich miteinander austauschen und auch Arbeiten am Computer erledigen. Diesem neuen Arbeitsbegriff muss sich die Büroarchitektur anpassen.
Das Ende des Büroturms
Die Hochhausarchitektur ist das Symbol für das alte Verständnis von Arbeit. Die hohen Bürotürme stehen repräsentativ für die hierarchisch strukturierte Organisation und zweckorientiertes Arbeiten. Nach dem neuen Verständnis müssen Büros in Zukunft jedoch eher flach, offen und vernetzt sein, damit sie zu einem sozialen Ort werden, der den Austausch befördert.
Zitat:„Die Büroarchitektur muss sich einem neuen Arbeitsbegriff anpassen."