SEO-Tipps für die Unternehmenswebsite

Durch Suchmaschinenoptimierung finden Kunden gezielt zur Website eines Unternehmens. Wie diese sich suchmaschinenfreundlich gestalten lässt, weiß Ex-Google-Mitarbeiter Jonas Weber.


25.07.2018 - Nadine Osterhues -6 MinutenArbeitswelt gestalten

Wer sein Unternehmen digital umstrukturieren will, kommt um Suchmaschinenoptimierung, kurz SEO, nicht herum. Durch sie steigt die Zahl der Kunden, die gezielt auf die Firmenwebsite kommen. Wie SEO funktioniert und wie es sich verbessern lässt, weiß der ehemalige Google-SEO-Experte Jonas Weber.

Faktor A: Wie wichtig ist SEO für KMU?

Jonas Weber: Für Unternehmen, die sich nachhaltig weiterentwickeln und ihr Überleben in der Zukunft sichern wollen, ist SEO enorm wichtig. SEO bedeutet, die Website so zu optimieren, dass sie für die relevanten Keywords in Bezug auf die Dienstleistungen, die das Unternehmen anbietet, in den Suchmaschinen weit oben auftaucht. Dafür ist neben einer funktionierenden Technik unter anderem qualitativ hochwertiger und einzigartiger Inhalt wichtig, der den Usern Antworten auf die Fragen liefert, die sie haben.

Wie oft hören Sie den Satz: „SEO sind doch so Keyword-Texte – das macht meine Praktikantin“?

Oft! Praktikanten werden nicht nur von Firmen, sondern auch von Agenturen eingesetzt. Wenn sie wirklich gut sind und das nötige SEO-Wissen haben, geht das auch. Sie müssen wissen, wie sie Maßnahmen, die für eine erfolgreiche SEO-Optimierung wichtig sind, miteinander verknüpfen und einen Kontext zwischen der Dienstleistung des Unternehmens und dem potenziellen Kunden herstellen können. Für eine ausgefeilte Strategie reicht es aber bei Weitem nicht aus, einen Text nur mit Keywords zu füllen! Das hat vor Jahren funktioniert, aber die Google-Algorithmen sind mittlerweile so weit entwickelt, dass sich eine hohe Keyword-Dichte eher negativ auf Rankings auswirkt. Nonsense-Content, der für den Nutzer keinen wirklichen Mehrwert liefert und nur auf Anhäufung einiger Keywords aus ist, landet in den Suchmaschinen auf unteren Rängen. SEO für ein Unternehmen zu optimieren, ist nicht mal eben schnell gemacht. Es besteht aus verschiedenen Komponenten.

Welche sind das?

Zu Beginn muss man sich eine Strategie überlegen: Wo will ich hin, und wie kann ich das erreichen? Welche Seiten lasse ich von Google indexieren? Was gehört in die Meta Description, und wie verlinke ich intern? Es braucht Personen, die den User verstehen und mithilfe verschiedener Kanäle gezielt auf ihn eingehen. Das schaffen reine SEO-Techniker nicht. Die verstehen die Algorithmen einer Suchmaschine. Über diese bekommen sie Informationen über die User und deren Suchverhalten – aber sie können nicht voraussagen, was sie in Zukunft interessieren könnte: Welche Produkte, Dienstleistungen, Services und Informationen sind relevant? Wie kann der Kunde gezielt angesprochen werden?

Wer entwickelt dann die Gesamtstrategie?

Dazu sind Storyteller, Texter, Journalisten und Gesamtstrategen im Stande. Gute Storyteller im Bereich Text und Bild sowie SEO-Techniker bilden im Zusammenspiel das Fundament für eine gute SEO-Strategie. Gemeinsam liefern sie die Ideen und den Content für eine Zielgruppe, die sie ganz genau analysiert haben.

Zitat:

„SEO-Optimierung ist nicht mal eben schnell gemacht.“

Welche Kanäle wähle ich zur Verbreitung dieses Contents?

Zum Beispiel Video, Facebook, Twitter, Newsletter, Ratgebertexte, Podcasts, Erfahrungsberichte, Aufrufe zu Aktionen, Einsatz von Cookies, um Personen anhand von Footprints über Werbe- und Pushkanäle anzusprechen. Was läuft gut, was nicht, was können wir bedienen? Eine gute SEO-Strategie zeichnet sich dadurch aus, sich in all diesen Marketingbereichen auszukennen, sie gekonnt zu vernetzen und anzuwenden. Unternehmen können das auch erst mal selbst erledigen oder Agenturen beauftragen, die gut aufgestellt sind – vor allem im Marketing.

Meine Helden

Jonas Weber

Wer sind Ihre Vorbilder, im Job wie im Privatleben?

Meine aktuellen Vorbilder sind meine Kinder. Jeden Tag zeigen sie unfassbare Lebensfreude und Energie, sind von einfachen Dingen extrem begeistert. Das erdet.

Wer hat Sie gefördert, geprägt, beeindruckt?

Mich beeindrucken alle Menschen, die zuerst an das Wohl anderer Mitmenschen denken, in der heutigen Ellbogengesellschaft leider nicht mehr selbstverständlich.

Welches Buch hat Sie zuletzt beeindruckt?

„The 4-Hour Workweek“ von Tim Ferriss. Das Buch enthält sehr interessante Ansätze für Leben und Arbeit.

Welche Serie sehen Sie sich gerne an? Welchen Podcast schätzen Sie?

Da bin ich spießig: Wir schauen immer wieder „Tatort“.

Was ist Ihr Lieblingsmusikstück? Womit können Sie am besten entspannen?

Zum Relaxen höre ich sehr gerne das weltoffene Radio COSMO vom WDR.

Jonas Weber ist selbstständiger Suchmaschinenoptimierungs- (SEO) und Online Marketing Berater. Unter anderem half er im Search Quality Team bei Google in Dublin, die Qualität der Suchergebnisse zu verbessern. Auf jonasweber.com bietet er Online-Kurse vom Einstieg in die Suchmaschinenoptimierung bis hin zu fortgeschrittenen SEO-Strategien.

Wie kann SEO von anderen Disziplinen aus dem Online-Marketing profitieren?

Agenturen sind gut in Werbung, und zu einer SEO-Strategie gehören eben auch weitere Komponenten aus dem Online-Marketing: Anzeigen, TV- oder Radiospots. Gute Offline-Werbung wirkt sich nachweislich auf die Suchanfragen im Netz aus. Doch das ist nur ein Teil der SEO-Strategie. Viele Agenturen sind sehr schnell gewachsen, haben aber nicht für genügend SEO-Kapazitäten gesorgt, um Kunden digital umfassend zu betreuen. Manche haben zwar genug SEO-Techniker, aber nicht genügend Leute, die kontinuierlich guten Content – und die dafür nötigen Maßnahmen – liefern.

Unternehmer scheuen Kosten – helfen reine Keyword-Texte ihnen nicht schon mal weiter?

Das ist besser als gar nichts. Das Problem ist nur: Es gibt zu viele erklärungsbedürftige Güter. Gelangt der User dank guter Keywords auf meine Gartenbau-Seite, bringt ihn das nicht unbedingt zum Kauf. Vielleicht macht er nur einen Preisvergleich und entscheidet sich trotzdem für den Händler, der zusätzlich Videos zur Stichsägen- oder Gartenscherennutzung bereitstellt. Vielleicht meldet er sich dort auch für den Newsletter an und kommt mit seiner Familie zur Gartencenter-Party, zu der er eine Einladung per Post erhalten hat. Das wäre vertrauensbildend und kundenbindend – also gelungenes Marketing mit dem Startpunkt SEO. Ich spreche den Kunden in der Informationsphase mit gutem Content an und erleichtere dadurch seine Kaufentscheidung.

Es klingt naheliegend, so auf Kunden einzugehen …

Ist es aber nicht. Auch nicht für die großen Unternehmen. Oft scheitert es daran, dass Unternehmen sich selbst bei den Keywords nicht genug in die Zielgruppe hineinversetzen. Sie setzen Wissen zu erklärungsbedürftigen Fakten voraus – was ein fataler Fehler ist. Die Kreditkarte VISA zum Beispiel findet man nicht unter dem Suchbegriff Kreditkarte. Aus dem einfachen Grund, weil das Wort Kreditkarte nicht auf der Website steht. Oder das Suchwort „Jurastudium“: Keine Uni rankt unter diesem Begriff in den Top Ten, weil sie sich alle unter dem Keyword „Rechtswissenschaften“ vermarkten. So werden sie nicht so schnell gefunden.

Was war oder ist bisher die gängige SEO-Strategie in Unternehmen?

Nicht alle, aber viele Unternehmen streuen einfach nur Keyword-Content. Sie sind dabei absolut von Google abhängig. Ein Beispiel aus meiner Erfahrung als Berater: Ein Onlineshop bietet Hunderte von Produkten zu günstigen Preisen an. Viele Jahre lang rankt er weit oben bei den Suchmaschinen, doch dann kommt ein Update von Google. Von heute auf morgen funktioniert der Suchalgorithmus anders, und der Shop oder Preisvergleich verliert die Rankings. Google braucht die Bestätigung, dass eine Seite wirklich gut und auch gut besucht ist: durch positive Benutzersignale, Videos und eben einzigartige Texte.

Welche Denkfehler bei KMU begegnen Ihnen am meisten?

Viele denken: Gegen die Digitalstrategie der Konkurrenz habe ich eh keine Chance. Dabei haben auch KMU Möglichkeiten, sich gut aufzustellen. Was macht mein Unternehmen einzigartig? Die Expertise der Mitarbeiter? Die Art, wie ich Produkte verkaufe? Oder wie ich zusätzlich Kaufinspirationen liefere? Bin ich als Ratgeber gefragt? Habe ich ein Produkt, das niemand sonst verkauft? Google weiß, dass es unterschiedliche Intentionen bei einer Suchanfrage gibt. Einige User wollen zum Beispiel nur lokal informiert werden, andere wollen spezielle Nischenprodukte. Google erkennt das und rankt hoch. Man muss als Unternehmer Unverwechselbarkeiten finden, diese erkennen, für sich nutzen und ausbauen. Das kann man selbst machen oder sich professionelle Hilfe holen. Klar ist: Nur so baut man sich eine Reputation im Netz auf.


Titelfoto: © EyeEms/GettyImages