01.05.2012 - Petra Schäfer -6 MinutenArbeitswelt gestalten
Siggi Spiegelburg ist der Inbegriff von Kreativität: Die Unternehmerin aus der C&A-Familie betreibt ihr eigenes Mode-Atelier und ist im Coppenrath-Verlag die Schöpferin für Kinder-Accessoires zu Bilderbuch-Helden wie Prinzessin Lillifee oder Felix. Woher nimmt sie ihre Energie und ihre Ideen?
Als Siggi Spiegelburg das erste Mal geschäftlich auf eigenen Füßen steht, handelt ihr das mächtigen Ärger mit ihrem Vater ein. Im Alter von nur 21 Jahren eröffnet sie ihren eigenen Laden: Sie verkauft teure italienische Schuhe und selbst genähte Accessoires. Schon mit 14 hatte sie Hosen und Röcke genäht. Außer ihrem Abitur kann sie allerdings keine Ausbildung vorweisen. Trotzdem stellt sie sogleich einen Verkäufer und eine Aushilfe ein.
Ihr forscher Stil zahlt sich schon bald nach der Gründung aus: Der Laden in der Königstraße in Münster schlägt ein „wie eine Bombe“ – doch ihrem Vater gefällt das nicht: „Er wollte nicht, dass ich ausgerechnet in eine Boutique investiere“, sagt sie. Denn Spiegelburg ist Spross der C&A-Textil-Dynastie, eines von neun Kindern, ihre Mutter ist eine gebürtige Brenninkmeyer. Ihr Vater kennt sich als Geschäftsführer verschiedener C&A-Standorte im Markt aus. Er weiß, wie groß die Konkurrenz im Modeeinzelhandel ist und wie schnell Gründer pleitegehen. Daher gibt es für Spiegelburg zum Start keine Mitgift von zu Hause. Aber sie bekommt auch keine Chance, im konservativen C&A-Reich Karriere zu machen, das ist den männlichen Nachkommen vorbehalten.
Also leiht sich die Autodidaktin einen Gründungskredit über 300.000 DM bei der früheren Amro-Bank – mit Unterstützung ihres Freundes und jetzigen Ehemannes Wolfgang Hölker, damals ein kleiner Verleger für Kochbücher. Heute macht sein Coppenrath-Verlag 72 Millionen Euro Umsatz, hauptsächlich mit Kinderbüchern. Treiber des Geschäfts sind Merchandising-Artikel, etwa von Prinzessin Lillifee und Felix. Kreativer Kopf dahinter: Siggi Spiegelburg.
Die blonde 53-Jährige ist eine Power-Frau: Auf der einen Seite verhilft sie dem aufstrebenden Verlag mit ihrer Kreativität zum Erfolg, auf der anderen Seite lebt sie weiter ihren Mädchentraum mit ihrem kleinen, aber feinen Modeunternehmen mit 17 Mitarbeiterinnen und einem Umsatz von 1,5 Millionen Euro. Und ganz nebenbei zieht sie zwei Töchter groß. Damals, im Alter von 21 Jahren, ist ihre Erfolgsgeschichte jedoch nicht abzusehen. „Es war sehr schwer, als junge Gründerin von Geschäftspartnern und Bankern ernst genommen zu werden“, sagt sie. Doch schon im vierten Jahr nach der Gründung kommt eine eigene Schneiderei mit den ersten Näherinnen dazu. Heute gehören 500 Stammkundinnen zu ihrer Klientel – sie kommen aus allen Teilen der Republik, um sich Mode maßschneidern zu lassen. 2.000 Euro für ein Kleid ist dabei ein gängiger Preis, den die Damen, oft Unternehmerinnen und Sportlerinnen, zahlen. Ann Kathrin Linsenhoff, Olympiasiegerin im Dressurreiten, trägt nur Spiegelburg.