31.07.2019 - Antonia Kemper -6 MinutenArbeitswelt gestalten
Wenn Unternehmen ihren Social-Media-Auftritt planen, heißt die wichtigste Frage: Über welche Plattform erreiche ich meine Zielgruppe? Und die zweitwichtigste: Wie spreche ich meine Community an? Eine Start-up-Gründerin und ein mittelständischer Onlinehändler für Kaffee berichten, warum sie sich für welches soziale Netzwerk entschieden haben und wie sie mit ihren Followern kommunizieren. Social-Media-Expertin Julia Berger ordnet die Strategien der beiden Unternehmen ein.
Das Start-up: Gitti – conscious beauty
- Produkt: veganer, auf Wasserbasis hergestellter Nagellack
- Gründerin: Jennifer Baum-Minkus
- Gründungsjahr: 2018
- Mitarbeiter: 1
- Website: gitti.de
- Instagram – 4000 Abonnenten
- Facebook – 400 Abonnenten
Gitti-Gründerin Jennifer Baum-Minkus über ihr Unternehmen
„,Was würdest du machen, wenn du keine Angst hättest?‘ Diese Frage hatte mir jemand gestellt, nachdem ich meinen Job bei einem Konzern gekündigt hatte – und meine spontane Antwort war: ‚Glitzernagellack.‘
Ich begann zu recherchieren und stellte schnell fest, dass traditionelle Nagellacke viele Inhaltsstoffe enthalten, die im Verdacht stehen, krebserregend zu sein. Deshalb wollte ich den besten Nagellack produzieren, der weder uns Menschen noch der Umwelt schadet.
Mir war ziemlich schnell klar, dass dieses neue Produkt vor allem meinen potenziellen Kundinnen und Kunden gefallen muss. Also bat ich Freunde und Familie per WhatsApp und Facebook, einen Fragebogen auszufüllen und ihn wiederum mit Freunden und Bekannten zu teilen. Ein toller Schneeballeffekt, denn ich bekam mehr als 400 Antworten. Ich erfuhr, wie Nagellack genutzt wird, was man über ihn weiß und was man sich von ihm wünscht. Vor allem aber zeigte mir das Feedback, wie wichtig es ist, meine künftigen Kunden in die Produktentwicklung miteinzubeziehen. Denn was nützt es, wenn ich das für mich perfekte Produkt kreiere, es aber sonst niemand haben will?
Deshalb bat ich auch meine kleine Community, den ersten Prototyp zu testen. An dem fand man leider fast alles schlecht. Das war schon hart. Aber ich habe dann versucht, mit einer positiven Haltung daranzugehen und gefragt: ‚Was muss verbessert werden?‘ Als ich gemerkt habe, wie super man darauf reagiert, habe ich einfach weitergemacht und immer gezeigt, woran ich gerade arbeite – und habe anschließend abstimmen lassen: über die Flaschenform, die Pinsel, die Farbe des Verschlusses. Vor allem über Instagram, weil meine Zielgruppe dort am aktivsten ist.
Ich habe keine Social-Media-Strategie; ich entscheide nur aus dem Bauch heraus. Und nachdem mir bewusst geworden ist, wie wichtig der Austausch und eine größere Reichweite für mich sind, habe ich einen Account bei Instagram angelegt. Dort teilen wir nicht nur das, was toll ist, sondern auch das, was nicht funktioniert. So zum Beispiel als es ein Riesenproblem bei der ersten Lieferung gab. Und die Rückmeldung von der Community war: ‚Danke, dass ihr so ehrlich seid.‘ Große Unternehmen machen so etwas nicht; vielleicht weil sie Angst haben, Fehler zuzugeben.
Für mich ist meine Community extrem wichtig. Ich bekomme darüber so viele wertvolle Rückmeldungen, dass ich immer das Gefühl habe, ein großes Team an meiner Seite zu haben. Deswegen ist gitti auch nie ‚ich‘, sondern nur ‚wir‘.“