10 Fakten zu Frauen in Männerberufen und zu Männern in Frauenberufen

In vielen Berufsgruppen sind entweder überwiegend Männer oder überwiegend Frauen tätig – trotz politischer Anstrengungen, um für mehr Gleichgewicht der Geschlechter zu sorgen.


02.04.2025 - Matthias Haft -3 MinutenArbeitswelt gestalten

Es gibt Männerberufe und es gibt Frauenberufe – zumindest, wenn man darauf schaut, wer hauptsächlich in den Berufen tätig ist. Wo das so ist, was sich tut und was Arbeitgeber machen können, um den Status quo zu ändern, zeigt Faktor A anhand von zehn spannenden Fakten.

In dieser Woche nehmen wieder viele junge Menschen bundesweit am Girls’Day oder Boys’Day teil. Mädchen schnuppern in die Berufsfelder rein, die traditionell von Männern ausgeübt werden. Jungen lernen Berufe kennen, in denen mehrheitlich Frauen arbeiten. So überholt traditionelle Geschlechterverständnisse von Berufen auch sind, ganz weg sind sie nicht. Es wird von „Männerberufen“ und „Frauenberufen“ gesprochen und gemeint sind solche Berufe, in denen Männer oder Frauen stark überrepräsentiert sind. Jedoch: Gesellschaften verändern sich, in der Regel zwar langsam, aber mit ihnen auch die Arbeitswelt, Unternehmen und Berufsbilder.

Faktor A hat zehn Fakten zu Frauen- und Männerberufen zusammengetragen und zeigt, dass sich die Arbeitswelt bewegt.

1. Es gibt deutlich mehr Männerberufe als Frauenberufe

Fünf von 138 Berufsgruppen weisen einen Frauenanteil von 90 Prozent und mehr auf. Dagegen gibt es 26 Berufsgruppen, in denen der Männeranteil bei mindestens 90 Prozent liegt. Insbesondere in technischen und handwerklichen Berufen sind in erster Linie Männer beschäftigt.

2. Aber weniger Männerberufe bei den Auszubildenden

In mehreren traditionell männlichen Berufen konnte der Anteil der weiblichen Azubis in den letzten Jahren deutlich gesteigert werden. In einzelnen Berufen sogar so weit, dass der Männeranteil unter die 90-Prozent-Marke gedrückt werden konnte. 2024 haben zum Beispiel 1917 Frauen eine Ausbildung zur Fachinformatikerin begonnen. Damit lag der Frauenanteil in diesem Jahrgang bei immerhin 11 Prozent. Noch deutlicher sieht es bei den Fahrzeuglackiererinnen aus: Ihr Anteil lag 2024 bei 21 Prozent. 2004 lag er bei gerade einmal 7 Prozent.

Eine Arbeiterin benutzt eine Metallfeile
Bild: ©AdobeStock/Kzenon

3. Körperliche Kraft spielt in Männerberufen seltener eine Rolle

Automatisierung und Robotik machen es möglich: Berufe, die lange Zeit als körperlich anstrengend und deshalb als Männerdomäne galten, können mittlerweile auch von weniger kräftigen Personen ausgeübt werden. Natürlich gibt es schon immer auch Frauen, die in körperlich fordernden Berufen mithalten können (so wie es Männer gibt, die das nicht können), doch die Exklusivität mancher Berufe, die physisch anstrengend sind, nimmt mit zunehmender Automatisierung ab.  

4. Pflegeberufe bleiben eine Frauendomäne

Apropos körperliche Anstrengungen: Die gibt es auch in Pflegeberufen, und da liegt der Frauenanteil bei über 80 Prozent. Daran wird sich wohl auch so schnell nichts ändern. Wie Vorausberechnungen des Statistischen Bundesamtes zeigen, werden auch 2049 die meisten Pflegekräfte weiblich sein. Der Männeranteil wird sich bis dahin wohl weiterhin zwischen 16 und 20 Prozent bewegen.

Ein Pfleger sitzt mit zwei alten Frauen auf einem Sofa und blättert in einem Fotoalbum
Bild: ©AdobeStock/Kzenon

5. Teilzeit und Care-Arbeit

Für die Berufswahl wichtiger als körperliche Aspekte ist für viele Frauen die Möglichkeit zur flexiblen Arbeitszeitgestaltung. Es ist immer noch so, dass Frauen in ihren Familien eher für Care-Arbeiten zuständig sind, also für die Pflege von Kindern, pflegebedürftigen Eltern und anderer Angehöriger. Familiäre Care-Arbeit ist jedoch zeit- und energieraubend. Vollzeittätigkeiten können Frauen deshalb seltener aufnehmen. Branchen, in denen Teilzeit unüblich, und Arbeitgeber, die ausschließlich auf Vollzeit setzen, sind damit für viele Frauen unattraktiv. Auch so können sich Männerdomänen etablieren. Auf das gesellschaftliche Problem, dass vor allem Frauen Care-Arbeit leisten, müssen Arbeitgeber mit Flexibilität antworten, wenn sie Frauen gewinnen und halten wollen.

6. Peter und Paula

1969 formulierte der Psychologe Laurence J. Peter das Peter-Prinzip. Einfach ausgedrückt lautet es so: Angestellte, die auf ihrer Position gute Arbeit leisten, werden so lange befördert, bis sie auf eine Position gelangen, in der sie keine gute Arbeit mehr leisten. Und da werden sie dann zum Problem. 1993 wiesen die Sozialwissenschaftlerinnen Cordelia Grimwood und Ruth Popplestone darauf hin, dass es vor allem Männer sind, die zu weit nach oben befördert werden. Das System kollabiere nur deshalb nicht, weil fähige Frauen im Gegensatz zu Männern in der Regel nur bis auf Positionen unterhalb ihrer Fähigkeiten befördert würden – um da die von den Peters der Arbeitswelt verursachten Probleme zu lösen. Die Autorinnen nannten das in Ergänzung das Paula-Prinzip. Ob Peter und Paula nun erschöpfende Erklärungen für das Phänomen, dass vor allem Männer auf Führungspositionen sitzen, bieten, sei dahingestellt. Fakt ist, dass aktuell nur jede dritte Führungsposition in Deutschland weiblich besetzt ist.

7. Frauen verbessern Betriebsklima und Arbeitsqualität

Frauen in Führungspositionen fördern eine moderne Arbeitskultur. Das zeigen Studien immer wieder. Funktionsweisen der heutigen Arbeitswelt fordern auch von Führungskräften neue Fähigkeiten ein: Die Fähigkeit, gut zu kommunizieren, ein Team zu coachen und dadurch Mitarbeitende zu motivieren, ist heute unerlässlich für gute Führungskräfte. Und in diesen Bereichen punkten vor allem Frauen.  

8. Gesellschaftliche Vorurteile gegenüber Männern in Frauenberufen

Männer in Frauenberufen haben häufiger mit gesellschaftlichen Vorurteilen zu kämpfen als umgekehrt. Da werden Erzieher und Kosmetiker für ihre Berufe belächelt und es heißt, das wären keine Berufe für Männer. Die oft negative Einstellung im familiären Umfeld oder Freundeskreis von Männern, die gern in einen typischen Frauenberuf einsteigen würden, sorgt am Ende häufig dafür, dass sie es doch nicht tun.  

Ein Erzieher musiziert gemeinsam mit Kindergartenkindern
Bild: ©AdobeStock/Rawpixel.com

9. Diskriminierung in der Karriere

Vorurteile spielen vielleicht auch eine Rolle bei dem, was eine Studie mehrerer europäischer Forscherinnen und Forscher 2021 herausgefunden hat. Die Studie kommt zu der Erkenntnis, dass Männer (mit maximal vier Jahren Berufserfahrung), die sich auf typische Frauenberufe bewarben, signifikant seltener eine Rückmeldung zu ihrer Bewerbung erhalten hatten als Frauen, die sich auf typische Männerberufe beworben hatten. Wenn man die Ergebnisse positiv sehen will, könnte man immerhin feststellen, dass zumindest an diesem Punkt ihrer Karriere Frauen mal nicht diskriminiert werden.

10. Unternehmen gestalten den Wandel mit

Unternehmen spielen eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, die Wahrnehmung bestimmter Berufsgruppen zu verändern. Auf dem Papier können alle Berufe sowohl von Männern als auch von Frauen (und von diversen Personen) ausgeübt werden. Die Realität in deutschen Betrieben sieht jedoch teilweise ganz anders aus. Unternehmen können und sollten etwas dafür tun, dass sich alle im Betrieb wohl fühlen – nicht nur Männer, nicht nur Frauen. Diversität auf allen Ebenen belebt Unternehmen. Da zeigt sich, welchen Stellenwert Unternehmen in der Gesellschaft einnehmen können.

 

 


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