Offenes Büro, bessere Kommunikation

Arbeiten, wo man will: Warum das Auflösen von Einzel- und Doppelbüros auch starre Strukturen verändert, zeigt die neue Vertriebszentrale von Yves Rocher in Stuttgart.


25.03.2020 - Antonia Kemper -3 MinutenArbeitswelt gestalten

Arbeiten, wo man will: Warum das Auflösen von Einzel- und Doppelbüros auch starre Strukturen verändert, zeigt die neue Vertriebszentrale von Yves Rocher in Stuttgart.

Das französische Naturkosmetikunternehmen Yves Rocher steuert von Stuttgart aus seinen Vertrieb für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Mit dem Umzug 2019 in einen Neubau stand auch der Wechsel von klassischen Einzel- und Doppelbüros zu einem offenen Bürokonzept an. Das Ziel: die Kommunikation schneller und besser zu machen. 3.000 Quadratmeter Bürofläche und 230 Arbeitsplätze mussten gestaltet werden. Die Aufgabe wurde dem Team der Büro-Innenarchitekten von designfunktion am Bodensee übertragen. In mehreren Workshops nahm man die Wünsche und Arbeitsweisen der Mitarbeiter auf, ebenso wie die Anforderungen und Ziele des Managements. Dabei sei es eine Herausforderung gewesen, erinnert sich Dieter Roschmann, Executive Director Human Resources bei Yves Rocher, die Mitarbeiter von dem offenen Bürokonzept zu überzeugen.

 

Empfang Yves Rocher
© Joel Chrio

Empfang

Eine Mooswand mit dem Firmenlogo von Yves Rocher ist das besondere Highlight des Eingangsbereichs. Entwickelt wurde die Idee von designfunktion und dem hauseigenen Marketing-Team. Gemeinsam wurde auch über Farbwahl („grün“) und Material („Holz“) entschieden, die den Markenkern transportieren sollen. Weiteres Ergebnis dieser Zusammenarbeit: die abgehängte und indirekt beleuchtete Holzdecke.

© René Lamb Fotodesign GmbH

Multispace

Je nach Aufgabe gibt es im Multispace für jeden Mitarbeiter den passenden Arbeitsplatz: den eigenen Schreibtisch für Routinetätigkeiten, den kleinen Tisch für kurze Besprechungen im Team oder aber spezielle Rückzugsorte für konzentriertes Arbeiten und Telefonieren. Nur das Management hat seine Einzelbüros behalten, die aber von allen Mitarbeitern genutzt werden, wenn die Führungskräfte nicht vor Ort sind. „Durch die verschiedenen Bereiche können sie ihre Dinge wesentlich besser, schneller und erfolgreicher erledigen“, ist Gert Luckenhuber von designfunktion Bodensee überzeugt.

© René Lamb Fotodesign GmbH

Rückzugsorte

Jedes Team konnte frei zwischen drei alternativen Raum-im-Raum-Elementen wählen: Die meisten entschieden sich für das Vitra Alcove mit der hohen Rückenlehne, andere bevorzugten das Götessons Rückzugs-Häuschen. Darin lassen sich zwar keine vertraulichen Gespräche führen, aber der Schall ist so gedämpft, dass sich die Kollegen auch in der unmittelbaren Umgebung nicht gestört fühlen. Für Besprechungen, die absolute Diskretion erfordern, gibt es zusätzlich spezielle Kabinen, die Platz für vier Personen bieten.

Konferenzraum mit roten Stühlen
© René Lamb Fotodesign GmbH

Konferenzräume

Für Meetings bieten sich verschieden große Konferenzräume an. Stehen sie leer, dienen sie den Mitarbeitern aber auch als weiterer Schreibtisch.

Lounge Yves Rocher
© Joel Chrio

Lounge

„Es gibt das Commitment der Geschäftsführung, dass jeder Platz als Arbeitsplatz akzeptiert wird“, sagt Gert Luckenhuber, Geschäftsführender Gesellschafter von designfunktion Bodensee, „das gilt für jeden Sessel, jeden Sitzsack, jede Couch. Die entsprechenden Voraussetzungen dafür wurden von der IT geschaffen, und jeder Mitarbeiter bekam einen Laptop.“ Die Lounge dient aber auch zur informellen Kommunikation und bietet die Möglichkeit zu Brainstormings oder Ähnlichem.

© Joel Chrio

Teeküche

Die Mitarbeiter von Yves Rocher haben keine eigene Kantine, können aber das Restaurant eines benachbarten Unternehmens besuchen. Oder ihr Mittagessen in der Teeküche zubereiten und Mitgebrachtes aufwärmen. An dem hellen, loungeartigen Ort wird auch gegessen; an den Arbeitsplätzen sind nur Getränke gestattet, um störende Gerüche zu vermeiden.

Faktor A Serie

Das ideale Büro

Weniger Fluktuation, mehr Bewerber, größerer Umsatz – eine gelungene Arbeitsplatzgestaltung kann viele positive Wirkungen haben. In unserer vierteiligen Serie „Das ideale Büro“ zeigen wir Unternehmen, die sich intensiv mit ihrer Büroeinrichtung auseinandergesetzt haben:

Teil 1 – Expertengespräch mit Andreas Schubert: der Bürotrend des nächsten Jahrzehnts
Teil 2 – Beispiel CMS Hasche Sigle Berlin: die Wirtschaftskanzlei mit Wohlfühlbüro
Teil 3 – Beispiel Sparkasse Weiden: Die Form folgt der Funktion
Teil 4 – Beispiel Yves Rocher: offenes Büro, bessere Kommunikation


Titelfoto: © Joel Chrio