Wie die AWO das Potenzial von Facebook nutzt

Selbst eine Krise bringt Chancen mit sich. In unserer Serie „Bleibt alles anders?“ zeigen wir, wie Unternehmen jetzt erfolgreich bleiben. Teil 1: das Potenzial von Facebook.


15.07.2020 - Nicole Benke -4 MinutenArbeitswelt gestalten

Die Corona-Pandemie fordert Unternehmen in vielerlei Hinsicht heraus. Und kann dabei durchaus ein Augenöffner sein – denn nicht alle Veränderungen sind schlecht. In unserer Serie „Bleibt alles anders?“ beleuchten wir die Chancen der Corona-Krise und zeigen, wie Unternehmen jetzt erfolgreich bleiben. Teil 1: das Potenzial von Facebook.

Facebook kann mehr als Hass und Häme

Diana Schmidt leitet den Bereich Pflege und Gesundheit beim AWO Regionalverband Mitte-West-Thüringen e.V. Als zu Beginn der Corona-Krise dringend Schutzmasken für Personal und Bewohner benötigt wurden, startete der Regionalverband kurzerhand einen Aufruf über Facebook. Und war überrascht, welches Potenzial in dem sozialen Netzwerk steckt.

Diana Schmidt, Leiterin des Bereichs Pflege und Gesundheit bei der AWO in Thüringen
© Privat - Diana Schmidt, Leiterin des Bereichs Pflege und Gesundheit bei der AWO in Thüringen.

„Ein paar treue Follower, ab und an mal ein Post – der Facebook-Auftritt unseres Regionalverbandes war bis März 2020 für uns eine Art Verlängerung unserer Website, stand aber nicht im Fokus. Doch dann kam Corona. Und mit der Pandemie jede Menge neuer Herausforderungen, mit denen wir uns plötzlich konfrontiert sahen. Insbesondere in Sachen Kommunikation wollten wir schnell etwas verändern. Denn mit dem Lockdown Mitte März schlossen die Heime ihre Türen für Besucher und die Tagespflegen sogar komplett. Persönliche Treffen waren von einem Tag auf den anderen nicht mehr möglich. Wir brauchten andere Wege, um unsere Mitarbeiter, unsere Bewohner und ihre Angehörigen zu erreichen.

Die Kraft von Facebook

Kurzfristig führten wir Zoom für Beratungen und Team-Meetings ein. Und fragten uns, wie wir auch unsere Social-Media-Kanäle intensiver nutzen können. Eine weitere pandemiebedingte Herausforderung gab schließlich den Anstoß für unsere erste Facebook-Kampagne: Uns fehlten Behelfsmasken für unsere Mitarbeiter und Bewohner. Da es unmöglich war, auf offiziellen Wegen Schutzkleidung zu bekommen, starteten wir kurzerhand einen Aufruf über Facebook und baten unsere Fans, Stoffmasken für uns zu nähen. Die Resonanz war überwältigend. Der Post wurde so oft gelikt und geteilt wie kein Post zuvor. Die Reichweite war enorm, damit hatten wir nicht gerechnet. Unzählige Zuschriften und jede Menge Masken trudelten bei uns ein. Wir stellten schnell fest, welche Kraft in Facebook stecken kann, gerade auch für Unternehmen.

Social Media Beitrag AWO Beispiel 1
© Privat - Die AWO postete Fotos von Teams in Schutzkleidung, um sich bei diesen auch online für ihre Arbeit zu bedanken. Die Bilder gewannen im Netz an Symbolkraft, und die Mitarbeiterinnen fühlten sich wertgeschätzt.

 

Eine neue Form der Wertschätzung

Die Masken-Aktion hatte auch innerhalb des Verbandes einen großen psychologischen Effekt. Wir nahmen ein hohes Maß an Solidarität wahr, auch das Wirgefühl in den einzelnen Einrichtungen wurde gestärkt. Gerade zur Hochzeit von Corona war das sehr wertvoll. Also überlegten wir, wie wir die Sache weiterdrehen können, und begannen, einzelne Teams auf Facebook vorzustellen und uns als Verband bei ihnen öffentlich für ihre tolle Arbeit in dieser schwierigen Zeit zu bedanken. Das kam super an. Die Mitarbeiter*innen fühlten sich gesehen und wertgeschätzt, die Posts hatten echte Symbol- und Strahlkraft.

Facebook als Tool für die Personalsuche

Corona hat uns neue Perspektiven eröffnet und zu einem sensibleren Miteinander geführt – intern wie extern. Die Krise hat uns digitaler gemacht. Unsere Beratungsgespräche mit Interessenten werden wir, sofern möglich, auch künftig digital anbieten. Wir sehen das als sinnvolle Ergänzung zum persönlichen Gespräch. Auch unsere Facebook- und Instagram-Accounts wollen wir weiter pflegen und sie als Instrument in unserer Verbandskommunikation und für die Öffentlichkeitsarbeit nutzen. Denn die Pflegebranche steuert auf einen Personalmangel hin. Es gilt, jetzt Menschen für Jobs im Gesundheitswesen und in der Pflege zu begeistern. Facebook ist ein toller Weg, um potenzielle Interessenten zu erreichen, auf uns aufmerksam zu machen und mit ihnen in den Dialog zu treten. Was beschäftigt sie? Was sind ihre Themen? Was wünschen sie sich? Und was können wir ihnen bieten? Gerade eine jüngere Zielgruppe erreicht man hier gut.

Arbeitgeber müssen online sein

Ich denke, ein attraktiver Arbeitgeber muss heute über die reguläre Website hinaus online sein. Wir präsentieren uns auf Facebook jetzt lebendiger und persönlicher. Zudem ist die Hemmschwelle für die erste Kontaktaufnahme über Facebook deutlich niedriger als über die normale Website. Ich bin gespannt, was in den nächsten Monaten und Jahren passiert. Wir jedenfalls sind offen. Die Pandemie hat uns gezeigt, dass es sich lohnen kann, unkonventionelle und neue Wege zu gehen.“

* Tipp: Mitarbeiter im Homeoffice und digitales Arbeiten bergen neue Risiken in Sachen IT-Sicherheit. Wer unternehmensintern Tools wie Zoom nutzen möchte, sollte sich vorab rechtlich absichern und die Mitarbeiter zum Thema Datensicherheit schulen.

Warum gerade Facebook?

Facebook wurde 2004 gegründet und gehört heute zu den bekanntesten sozialen Netzwerken der Welt. Aktuell nutzen das Netzwerk weltweit täglich mehr als 1,5 Milliarden Menschen – über acht Prozent mehr als 2019. Neben Privatpersonen sind auch viele Unternehmen auf Facebook und den dazugehörigen Apps wie Instagram, WhatsApp oder Messenger aktiv: allein in der Europäischen Union etwa 25 Millionen, darunter vor allem viele kleine und mittelständische Unternehmen. Sie nutzen Facebook unter anderem zur Präsentation von Produkten, als Analyse- und Werbe-Tool sowie zur Kundenkommunikation. Im Rahmen einer Studie der Unternehmensberatung Copenhagen Economics wurden 7.700 Unternehmen aller Branchen und Unternehmensgrößen in 15 Ländern zu ihrer Nutzung von Facebook-Apps befragt. Das Ergebnis: Die Unternehmen konnten durch den Gebrauch von Facebook-Apps 2019 einen Umsatz von schätzungsweise 208 Milliarden Euro erzielen – das entspricht unter Verwendung von standardmäßigen ökonomischen Modellierungstechniken einer geschätzten Zahl von 3,1 Millionen Arbeitsplätzen.

Facebook als Recruiting-Tool: Wie geht das?

Facebook kann ein wirksames Tool für die Mitarbeitersuche sein. Über die eigene Facebook-Page können Unternehmen direkt mit ihren Fans kommunizieren, zudem kann über die Schaltung von Anzeigen auf offene Stellen aufmerksam gemacht werden. Das Interessante: Mit Facebook Ads sind passgenaue Recruiting- und Employer-Branding-Kampagnen möglich, da die Anzeigen direkt in die gewünschte Zielgruppe gespielt und Streuverluste so reduziert werden. Stellenausschreibungen über das Tool „Facebook Jobs“ sind insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen interessant, die keine eigenen HR-Ressourcen haben. Interessenten können sich mit wenigen Klicks direkt über Facebook bewerben. Und auch Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter-Programme sind in die sozialen Netzwerke verlängerbar. Um Mitarbeiter erfolgreich als Unternehmensbotschafter zu nutzen ist jedoch auch hier das Thema Freiwilligkeit entscheidend: Nur wenn Stellenanzeigen in der eigenen Community nicht auf Druck geteilt werden, sondern die Mitarbeiter durch positive Anreize motiviert sind, wirken die Kampagnen natürlich und authentisch und sind letztendlich auch erfolgreich.


Titelfoto: © iStock/wachowit