In vielen Unternehmen bleiben mittags die Teller leer – zu Lasten der Mitarbeitendenzufriedenheit. Inwiefern innovative Essensautomaten hier eine Lösung sein können, verrät Daniel von Canal, Managing Director und Mitgründer des Food-Tech-Unternehmens Foodji.
Deutschland, Kantinenland – das war einmal. Die fetten Jahre sind vorbei. Viele Angestellte arbeiten inzwischen zumindest anteilig regelmäßig im Homeoffice. Oder sie kochen vor. Die Inflation und der Arbeits- und Fachkräftemangel in der Gastronomie wirken als Kostentreiber. Besonders vom Corona-Lockdown hat sich die betriebliche Kantinenlandschaft bisher nur schwer erholt. Anderswo herrschte mittags schon vor Corona wegen fehlender Verpflegungsmöglichkeiten Exitus, ablesbar an allmittäglichen Pilgerströmen zum Bäcker oder zur Dönerbude um die Ecke. Hauptsache schnell und einfach den Magen füllen. Dass dies auch nicht immer günstig und gesund ist, versteht sich von selbst. Arbeitgeberattraktivität schmeckt anders. Doch viele Betriebe können nicht anders.
Die betriebliche Mittagspause – ein Muss für Arbeitnehmende
Essen am Arbeitsplatz? Keine Mahlzeit ist Beschäftigten so wichtig wie das Mittagessen – das zeigt eine Umfrage des Münchner Food-Tech-Unternehmens Foodji. Bei der Befragung von 1.033 Kund*innen nannte jede*r zweite das Mittagessen als wichtigste Mahlzeit des Tages. Damit rangiert es deutlich vor Frühstück (32,6%) und Abendessen (17,5%). In der Mittagspause besinnen sich die Befragten dabei auf das Wesentliche: Sie wollen vor allem ihren Hunger stillen (64%) und Energie durch Nahrung tanken (53%). Dabei klaffen Wunsch und Wirklichkeit stark auseinander.
Gesund, nachhaltig und günstig, bitte
Ungeachtet des knappen Zeitfensters sind die Ansprüche an die Speisenauswahl hoch: Geschmack (99%), Frische (97%) und ein positiver Einfluss auf die Gesundheit (92%) fallen für die Befragten am stärksten ins Gewicht. Auch der Preis spielt für knapp neun von zehn Personen eine wichtige Rolle. Und der soll möglichst niedrig sein: Fast die Hälfte möchte nicht mehr als fünf Euro für ein Mittagessen ausgeben. In Sachen Nachhaltigkeit will die Mehrheit (79 %) trotzdem keine Abstriche machen: In der Praxis legen sie u.a. Wert auf eine umweltfreundliche Verpackung der konsumierten Lebensmittel (94%) und wollen Lebensmittelverschwendung vermeiden (98%).
Warum gesundes Essen ein Schlüsselfaktor ist
Zitat:
„Orte des Schreckens“ (Die Zeit) und „Abfütterungsanstalten“ (Der Stern)
Kantinenessen genießt nicht den besten Ruf. Es lauern viele Kalorienbomben und Fettfallen. Schade, sind Kantinen doch ursprünglich ein Ort der preisgünstigen Gemeinschaftsverpflegung – und in Zeiten von Arbeits- und Fachkräftemangel ein wichtiges Argument bei der Wahl des Arbeitgebers. Vorausgesetzt natürlich: es schmeckt. Immerhin findet eine deutliche Mehrheit von 80 Prozent einen Arbeitsplatz mit Verpflegungsangebot attraktiver. Und mehr als die Hälfte kocht ungern zuhause. Hinzu kommt, dass viele in der Pause aus Not zu ungesunden Lebensmitteln greifen, wenn es schnell und einfach gehen muss. Diese Angewohnheit kann aber auf Dauer Übergewicht begünstigen, die Produktivität mindern und zur Entstehung von Krankheiten beitragen. Ein Widerspruch, zumal viele Betriebe über fehlende Fachkräfte und Azubis klagen. Umso mehr sind sie auf die bestehende Belegschaft angewiesen – und darauf, dass diese fit, gesund und leistungsfähig bleibt. Gelingt es, hier einen Wohlfühlort mit gutem Essen zu schaffen, kann dieser im Sinne einer Work-Eat-Balance sogar zu einer guten Work-Life-Balance beitragen.
Grundsätzlich ist es gesetzlich festgeschrieben, bei einer Anzahl von mehr als zehn Beschäftigten einen Pausenraum oder einen Pausenbereich zur Verfügung zu stellen. Sicherheits- oder Gesundheitsgründe sprechen ebenfalls dafür. Dies gilt jedoch nicht, wenn die Beschäftigten in Büroräumen oder vergleichbaren Arbeitsräumen arbeiten. Dort sind die Voraussetzungen für eine Erholung in der Pause gegeben. Eine gesetzliche Pflicht zur Einrichtung einer Betriebskantine existiert dagegen nicht.
Innovative Verpflegungslösungen gesucht
In Anbetracht des Wandels der Berufswelt und der Kostensteigerung in den letzten Jahren suchen immer mehr Firmen nach neuen Modellen der Betriebsverpflegung. Gerade das „Mittagessen“ befindet sich im Umbruch. Digitale und KI-gestützte Lösungen werden dabei immer beliebter.
Essensautomaten: Mehr Zeit für das Wesentliche
Einer dieser Anbieter ist das Münchner Food-Tech-Unternehmen Foodji, das gleichnamige KI-gesteuerte Essensautomaten betreibt. Damit können auch Betriebe ohne eigene Kantine ihren Beschäftigten rund um die Uhr frische und hochwertige Mahlzeiten anbieten – ob mittags, abends bis nachts im Schichtbetrieb oder bei der Wochenendarbeit.
Die Bedienung erfolgt ohne Registrierung via Touchscreens, die Bezahlung bargeldlos direkt am Automaten – besonders beliebt ist die Bestellung und Abholung via App und QR-Code-Scanner. Zutaten und Nährwerte werden detailliert angezeigt.
Mit der zugehörigen Foodji-App können zudem Verfügbarkeiten geprüft, Mahlzeiten bis zu sechs Stunden im Voraus bestellt und Gerichte von unterwegs reserviert werden.
Umweltschonende und platzsparende Alternative zur Kantine
Zitat:
"Die Automaten benötigen nur eine Fläche von rund einem Quadratmeter"
Damit sind sie fast überall aufstell- und nutzbar, so Foodji-Mitbegründer Daniel von Canal. In Kombination mit einer automatisierten Lieferkette und KI-gestützten Mengenplanung werden diese standortbezogen bedarfsgerecht beliefert. Dadurch minimieren sich Lebensmittelabfälle. Übrig gebliebene Mahlzeiten werden an lokale Lebensmittelinitiativen gespendet. Saisonale Gerichte, regionale Produkte und wiederverwendbare Verpackungen zahlen dabei ebenso auf die Nachhaltigkeit ein.
Die Anwendungsbereiche sind vielfältig: vom Produktions- und Logistikstandort über Hotels, Krankenhäuser, Bildungseinrichtungen bis hin zu Flughäfen und Bahnhöfen. Während das Angebot im Unternehmen der Belegschaft vorbehalten ist, können sich an öffentlichen Standorten alle bedienen, d. h. Besucher*innen, Reisende, Kund*innen usw. – auch ohne Registrierung oder App.
Personalisierung und weitere Benefits
Bei Essensautomaten steht zudem das Thema Personalisierung hoch im Kurs. Anbieter wie Foodji führen z. B. Vorabumfragen zum Startsortiment und zu Verpflegungsangeboten durch, um die persönlichen Essenvorlieben der Belegschaft zu bestimmen. Auf diese Weise kann jene die eigene Verpflegung selbst wählen. Dann erfolgt eine bedarfsgerechte Planung. Die implementierte selbstlernende Künstliche Intelligenz (KI) sorgt schließlich dafür, dass die richtigen Produkte in passender Menge jederzeit nach Standort, Bedarf und Präferenz vorhanden sind.
Zitat:
"Als neuronales System lernt die KI mit der Zeit dazu und erkennt standortbezogen Muster im Verkaufsverhalten. Das erlaubt (noch) präzisere, bedarfsgerechte Vorhersagen"
Der Planungsprozess wird mit einer automatisierten Lieferkette kombiniert, um Angebot und Nachfrage bestmöglich aufeinander abzustimmen. "Die Personalisierung gelingt auf Basis der verbauten KI somit auf zwei Ebenen: auf Mitarbeitenden- und auf Unternehmensseite", erklärt Daniel von Canal.
Wie bei Kantinen üblich, haben Arbeitgeber auch bei Essensautomaten die Möglichkeit, ihren Mitarbeitenden einen steuerfreien Essenszuschuss zu gewähren. Die Höhe lässt sich individuell festlegen. Anbieter wie Foodji können die KI-basierte Technologie dabei so konzipieren, dass kein geldwerter Vorteil entsteht. Überdies liefern sie alle relevanten Nachweise für das Finanzamt gleich mit. Dadurch entsteht minimaler Aufwand bei der Lohnbuchhaltung. Per App lässt sich so unkompliziert eine Essensbezuschussung realisieren. Damit entsteht ein für alle Beschäftigten über alle Gehaltsstrukturen hinweg attraktives Verpflegungsangebot zu fairen und bezahlbaren Preisen.
Installation, Wartung, Kosten & Co.
In einer Kantine fallen monatliche Personal-, Waren- und Betriebskosten an. Neben einer Küche samt Ausgabefläche braucht es zusätzlich einen Gastraum. Der Verwaltungsaufwand ist enorm. Anders als große Unternehmen oder Konzerne hat aber nicht jeder klein- und mittelständische Betrieb (KMU) die Ressourcen, den Raum und das Budget für eine eigene Kantine. Wenngleich die Einnahmen aus einer Kantine wieder in die Finanzierung von Waren, Personal und Investitionen fließen und sich diese so bestenfalls refinanziert, fallen für einen externen Kantinenbetreiber natürlich auch Kosten an. Hier stellen Automaten eine Alternative dar: Sie gehen mit hohen Einsparungen von bis zu 98 Prozent für Infrastruktur einher. Zudem müssen Unternehmen nicht in deren Anschaffung investieren, sondern zahlen je nach Anbieter*in und Laufzeit nur eine monatliche Nutzungsgebühr. So entstehen meist auch keine weiteren laufenden Kosten.
Am Markt für Essensautomaten gibt es daher häufig Paketlösungen: Bei Foodji umfasst dies neben der regelmäßigen Befüllung und Reinigung auch die Wartung – letztere geht oft sogar remote. Auch Planung und Nachbestellung laufen automatisch über Künstliche Intelligenz. Mehrmals pro Woche werden so frische Mahlzeiten nachbefüllt. Vorab erhalten Nutzende eine individuelle Vorführung samt Testessen mit dem Team. Dann folgen eine kostenlose Testphase und der Vertragsabschluss. Regelmäßiges Feedback fließt in die Konzeption ein.
Warum es intelligente Verpflegungslösungen braucht
Im Interview mit Faktor A spricht Foodji-Mitbegründer Daniel von Canal über die aktuelle Situation und Trends bei der Mitarbeitendenverpflegung.
Zitat:
„In Deutschland existiert eine enorme Versorgungslücke im deutschen Mittelstand“
Faktor A (FA): Für wen eignen sich Essensautomatenlösungen? Wo können diese überall eingesetzt werden?
Daniel von Canal (DvC): Gut 90 Prozent der rund 3,3 Millionen KMU in Deutschland haben keine eigene Betriebskantine, da es sich für sie schlichtweg nicht lohnt und besonders im Schicht- oder Nachtdienst nicht die erforderlichen Öffnungszeiten bietet, um die komplette Belegschaft zu versorgen. Nur die wenigsten können sich eine leisten.
Alle anderen brauchen innovative Lösungen. Diesen Versorgungsengpass haben wir erkannt. Mit unserer intelligenten Lösung möchten wir dazu beitragen, dass sich alle Mitarbeitenden auch ohne Betriebskantine gesund, lecker und nachhaltig am Arbeitsplatz verpflegen können. So steigern wir nicht nur das Wohlbefinden und die Gesundheit der Mitarbeitenden, sondern unterstützen Unternehmen dabei, ihre Arbeitgeberattraktivität zu steigern.
FA: Wohin geht die Entwicklung in Sachen betriebliche Mittagsverpflegung?
DvC: Zu den größten Trends zählen sicherlich die Individualisierung, Nachhaltigkeit und Gesundheit. Längst kommt es auf frisches und qualitativ hochwertiges Essen an, das auch den diversen Ernährungsstilen der Beschäftigten entspricht. So ist es immer wichtiger, gesunde und nachhaltige Alternativen im Sortiment anzubieten. Adé Currywurst, hallo vegane oder vegetarische Bowl. Nicht nur die Verpackungslösungen sollten nachhaltig sein, auch die Gerichte selbst – immer beliebter werden etwa Fisch- oder Fleischersatzprodukte. Die Gesundheit der Beschäftigten – ob körperlich oder mental – ist nicht zuletzt seit der Corona-Pandemie ganz nach oben auf die Unternehmensagenda gerückt. Gerade für Pausen gilt es, Lösungen zu schaffen, die bewusste Entspannung, Kommunikation oder kreativen Austausch im Team erlauben bzw. ermöglichen. Zudem führen New Work und immer flexiblere Arbeitszeitmodelle dazu, dass es Verpflegungslösungen braucht, die für alle funktionieren – ob klassischer Bürojob oder Schichtbetrieb.
FA: Kann Automatenessen frisch, lecker, gesund und hochwertig sein?
DvC: Wir arbeiten mit regionalen Lebensmittellieferant*innen zusammen, um frische und qualitativ hochwertige Speisen und Lebensmittel anbieten zu können. Konkret heißt das: die vom System erstellten Befüllungsvorschläge werden direkt an die lokalen Lieferant*innen gesendet, die das Essen kurz vor der Befüllung frisch und meist ohne Konservierungsstoffe zubereiten. Im schonenden Cook-and-Chill-Verfahren entstehen so Speisen mit einer Restlaufzeit von drei bis vier Tagen, die von Qualität und Aufmachung her auch in der Gastronomie angeboten werden könnten. Mittels Nachtsprung erreichen sie die Kühllager in den jeweiligen Zielregionen am frühen Morgen des Befüllungstages, bevor die Letzte-Meile-Frische-Spezialisten sie an die endgültigen Standorte ausliefern. So ist gewährleistet, dass das Essen in den Automaten hinsichtlich Qualität und Frische mit Mahlzeiten im Restaurant vergleichbar ist – wo es allerdings erst ab der Mittagszeit verfügbar wäre.
FA: Mit welchen Kosten und Risiken und welchem Aufwand sind solche Automaten verbunden?
DvC: Je nach Vertragslaufzeit fallen für ein Unternehmen bei uns monatliche Gebühren ab 500 Euro an. Zuvor besteht die Möglichkeit, unsere Automaten drei Monate kostenlos zu testen. Nach Installation des vollautomatischen Foodjis besteht kein Verwaltungsaufwand.
FA: Was sind Eure bisherigen Erfahrungen?
DvC: Wie unsere Kund*innen-Umfrage zeigt, kommt dem Mittagessen als wichtigste Mahlzeit eine hohe Bedeutung zu. Doch Zeitmangel erschwert es vielen, ihre Pause nach den eigenen Wünschen zu gestalten. Insofern können Betriebe ihnen hier mit Essensautomaten stark entgegenkommen. 2022 hat sich unser Umsatz vervierfacht. Allein dies zeigt die große Relevanz für das Thema, jederzeit und überall dort frisches und gesundes Essen anzubieten, wo Menschen ihren Alltag und ihr Berufsleben verbringen.
FA: Inwiefern findet eine Weiterentwicklung von Foodji statt? Wo liegen mögliche Handlungsbedarfe und Probleme? Was ließe sich noch optimieren?
DvC: Unser Ziel ist es, das Nutzer*innen-Erlebnis künftig noch individueller zu gestalten und neben technologischen Weiterentwicklungen auch das Speisenangebot zu erweitern, um optimal auf den aktuellen Bedarf sowie zukünftige Food-Trends reagieren zu können.
FA: Können KI-gestützte Automaten helfen, den Arbeits- und Fachkräftemangel zu lindern?
DvC: Wer die besten Talente für sich gewinnen will, braucht zielgerichtete Strategien und Maßnahmen, um qualifizierte Kräfte zu rekrutieren und langfristig zu binden. Längst reicht dafür ein faires Gehalt nicht mehr aus. Vielmehr zählen heute auch die sogenannten Hygienefaktoren in Unternehmen. Also z. B.: Passt dieses zu meinen Wertvorstellungen? Wie nachhaltig ist es? Wie sind die Arbeitsbedingungen? Wie sinnvoll ist meine Tätigkeit? Dazu zählt auch ein nachhaltiges und zeitgemäßes Benefit-Programm mit einem attraktiven Verpflegungsangebot. Arbeitgeber*innen profitieren damit nicht nur von einer gesunden, sondern auch leistungsstärkeren Belegschaft. Eine attraktive Verpflegungslösung wertet den Arbeitsplatz erheblich auf. Auch die Option, gemeinsam als Team die Pausen mit gutem Essen verbringen zu können, fördert das Wir-Gefühl, motiviert und bietet Raum für Austausch und Kreativität.