So geht gesunde Ernährung am Arbeitsplatz

Ob in der Kantine, im Homeoffice oder auf der Baustelle: Eine gesunde Ernährung auf der Arbeit ist möglich. Arbeitgeber können einiges dafür tun.


20.08.2024 - Matthias Haft -4 MinutenArbeitswelt gestalten

Oftmals kommt eine gesunde Ernährung am Arbeitsplatz zu kurz. Darunter können Gesundheit und Arbeitsleistung leiden. Welche Möglichkeiten Arbeitgeber haben, um ihrer Belegschaft Angebote zur gesunden Ernährung zu machen, erfahren Sie im Beitrag.

Eine gesunde Ernährung ist auch am Arbeitsplatz wichtig, immerhin verbringen Berufstätige einen großen Teil ihres Tages auf der Arbeit. Und trotzdem wird auf gesunde und ausgewogene Mahlzeiten nicht immer Wert gelegt. In der Kantine ist der Currywurst-Mittwoch heilig, im Homeoffice werden süße Snacks am laufenden Band verputzt und von der Baustelle geht es in der Mittagspause regelmäßig zur Fleischerei ums Eck. Dabei zeigt sich, dass vor allem das Angebot bestimmt, für welche Mahlzeiten sich Menschen entscheiden. Arbeitgeber können die gesunde Ernährung ihrer Belegschaft also mitgestalten.

Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung

Die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) gelten auch für den Arbeitsplatz. Darauf weist Susanne Leitzen hin. Die Ernährungswissenschaftlerin der DGE sagt gegenüber Faktor A: „Für Berufstätige und Betriebe, die eine Verpflegung anbieten, haben wir zur Unterstützung den DGE-Qualitätsstandard für Betriebe, Behörden und Hochschulen entwickelt. Die Empfehlungen sind auch in einer Broschüre aufbereitet, die den Organisationen bei der Umsetzung hilft.“

Laut DGE beginnt eine ausgewogene Ernährung mit einer ausreichenden Flüssigkeitsaufnahme. Mindestens 1,5 Liter Wasser oder ungesüßter Tee am Tag sollten es schon sein. Die Basis einer gesunden Ernährung bilden dabei pflanzliche Lebensmittel wie Obst und Gemüse, Hülsenfrüchte, Nüsse, Getreide und Kartoffeln. Sie liefern Kohlenhydrate, Eiweiß, Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe. Außerdem empfiehlt die DGE Rapsöl als Lieferant für ungesättigte Fettsäuren und Vitamin E. Tierische Lebensmittel wie Fleisch und Wurst können selbstverständlich ebenso verzehrt werden, doch ist hier etwas mehr Zurückhaltung angeraten, denn in großen Mengen erhöhen sie das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Dickdarmkrebs. Fisch (reich an Omega-3-Fettsäuren und Jod) und Milchprodukte (Lieferanten für Calcium, Eiweiß, Vitamin B2 und Jod) hingegen werden empfohlen. 

Da nicht jede Arbeit gleich anstrengend ist, haben Berufstätige zudem ganz unterschiedliche Energiebedarfe. Neben dem Alter und Geschlecht wird der individuelle Energiebedarf einer Person daher auch von deren Aktivitätslevel bestimmt. Über alle Alters-, Geschlechts- und Tätigkeitskategorien hinweg liegt der durchschnittliche tägliche Energiebedarf für einen Arbeitstag zwischen 1.800 und 3.600 kcal. Dabei benötigt zum Beispiel die Büroangestellte Mitte 50 mit durchschnittlich 1.800 kcal die niedrigste Energiezufuhr, der 20-jährige Bauarbeiter hingegen doppelt so viel. Und irgendwo dazwischen mit 2.600 kcal rangiert die junge Verkäuferin.

Ein gesundes Angebot für die Kantine

Allein an diesen Zahlen lässt sich gut ablesen, dass es für Arbeitgeber eine Herausforderung sein kann, in ihrer Kantine ein Essensangebot zu schaffen, das für die gesamte Belegschaft funktioniert. Eine einfache Lösung hierfür können schon verschiedene Portionsgrößen oder die Option zum „Nachschlag“ sein. Auch Wahlmöglichkeiten wie Vorsuppen mit Brot oder Salate bringen Flexibilität in die Gestaltung des Speiseplans.

Ein ganz anderes Problem ergibt sich bei Schichtarbeit. Unternehmen, in denen Büroarbeit üblich ist, schaffen in der Regel auch einen Café- und Kantinenbetrieb, der sich auf die Tageszeit konzentriert. Aber was ist zum Beispiel mit dem Sicherheitspersonal, das frühmorgens oder nachts arbeitet? Zu diesen Zeiten sind Kantinen meist geschlossen. Arbeitgeber sollten jedoch auch den in den Randzeiten tätigen Teil ihrer Belegschaft nicht vergessen. Darauf weist auch Susanne Leitzen von der DGE hin: „Betriebe, die im Mehrschichtsystem arbeiten, stellen im besten Fall ein für die Tageszeit passendes Angebot im Betriebsrestaurant oder über Automaten zur Verfügung. Mindestens sollten sie aber die nötigen Rahmenbedingungen schaffen, damit sich Mitarbeitende selbst verpflegen können.“

Das Mittagsangebot aufzubewahren und wieder in den Abendstunden anzubieten, könnte daher eine naheliegende Lösung sein. Der Nachteil: In der Nacht oder am frühen Morgen gelten ganz andere Anforderungen an die Ernährung als zur Mittagspause. Da die Verdauungs- und Entgiftungsleistung der Organe nachts abnimmt, wird zu eher leichten energiearmen Mahlzeiten geraten.

Gesund essen abseits der Kantine

Nicht jedes Unternehmen kann sich eine eigene Kantine leisten. Viele Unternehmen sind schlicht zu klein, als dass sich der Betrieb rechnen könnte. Doch Arbeitgeber haben noch andere Möglichkeiten, wenn die Kantine fehlt. Von digitalen Essensmarken über Lieferdienste bis hin zum gemeinsamen Kochen: Gerade dann, wenn nicht nur die Kantine, sondern auch die gastronomische Infrastruktur in der Nähe fehlt, müssen Arbeitgeber kreativ werden, um ihre Belegschaft mit gesundem Essen zu versorgen. In Zeiten künstlicher Intelligenz erlebt sogar der Snackautomat ein Comeback. Während Automaten früher vor allem mit fettigen und zuckerhaltigen Snacks bestückt wurden, können sie heute sogar gesunde und ausgewogene Mahlzeiten anbieten.

Im Homeoffice und auf Dienstreise

In manchen Arbeitssituationen ist aber selbst der neue Snackautomat zu weit weg. So sind Mitarbeitende im Homeoffice, auf Dienstreise oder im Außendienst weitgehend auf sich allein gestellt, wenn es darum geht, über den Tag gesunde Mahlzeiten zu sich zu nehmen. Gar nicht so leicht, wenn auf dem Weg zum Zug die Zeit zu knapp wird für einen Besuch in der Bäckerei oder wenn die Fast-Food-Kette auf dem Rastplatz zu sehr lockt. Sowohl im Homeoffice als auch auf Dienstreise sind Arbeitnehmende vor allem auf ihre eigenen Kochkünste angewiesen. Das bedarf jedoch einiges an Planung und Vorbereitung. Und auch die Kosten liegen in der Regel höher als bei einer gleichwertigen Mahlzeit in der Kantine. Arbeitgeber können ihre Mitarbeitenden hier über Sachbezugswerte finanziell unterstützen. Die aktuellen Sachbezugswerte sehen für ein Frühstück 2,17 Euro und für Mittagessen und Abendessen je 4,13 Euro vor (Stand 2024). Gerade in Zeiten, in denen Unternehmen mit Benefits als moderne Arbeitgeber wahrgenommen werden wollen, kann mit solchen Zuwendungen nicht nur etwas für die Gesundheit der Mitarbeitenden, sondern auch für künftige Recruiting-Erfolge getan werden. 

Bauarbeiter warten an einem Foodtruck
Bild: Bauarbeiter der Josef Rädlinger Unternehmensgruppe warten auf ihr Mittagessen, © Josef Rädlinger Unternehmensgruppe

 

Foodtrucks für die Baustelle

Dass selbst Beschäftigte auf Baustellen mit gutem Essen versorgt werden können, zeigt das Beispiel der Josef Rädlinger Unternehmensgruppe. Seit 2021 versorgt das oberpfälzische Bauunternehmen die Belegschaft auf den eigenen Baustellen mit Foodtrucks. So sparen die Mitarbeitenden vor Ort nicht nur Zeit, die sonst mit dem Gang zum nächsten Supermarkt oder zur Bäckerei anfiele, sondern sie haben auch die Möglichkeit auf eine gesunde Mittagspause. Denn statt einer Auswahl an Fettigem bringen die Foodtrucks nahrhafte und abwechslungsreiche Speisen mit. 

„Unsere Foodtruck-Köche passen sowohl die Zutaten als auch die Portionsgröße an die körperliche Arbeit der Baustellenteams und damit auch an ihren Energiebedarf an“, sagt Geschäftsführer Josef Rädlinger. „So enthalten die angebotenen Gerichte alle Nährstoffe, die der Körper für eine optimale Funktion benötigt.“ Und auch hier gilt das Prinzip: Wer noch Hunger hat, kann sich einen Nachschlag holen. Damit reicht die Energie dann auch für die Nachmittagsschicht.


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