09.03.2016 - Esther Werderinghaus -7 MinutenArbeitswelt gestalten
Im globalen Wettbewerb müssen Unternehmer ihre Produkte immer weiterentwickeln, manchmal sogar ganz neu erfinden. Ein gut durchdachtes Innovationsmanagement kann helfen, dabei Zeit zu sparen – und Fehlversuche zu vermeiden.
Vor etwas mehr als hundert Jahren in Wien hatten Kutschenbauer ein lukratives Einkommen und keine Konkurrenz. Sie boten ihren Kunden das schnellste Fortbewegungsmittel, das es gab, und wähnten sich in Sicherheit. Dann kamen Daimler, Maybach und Porsche und machten die „Kutsche mit Verbrennungsmotor“ zum Automobil, das von Jahr zu Jahr leistungsstärker, zuverlässiger und komfortabler wurde.
Den Bedarf erkennen
Als Unternehmer innovativ zu sein, war vor über 100 Jahren lebenswichtig – und ist es heute mehr denn je. Im globalen Wettbewerb sehen nicht nur große Unternehmen, sondern auch KMU die Notwendigkeit, ihre Produkte zu verbessern, an die Bedürfnisse der Kunden anzupassen oder ganz neu zu entwickeln. Der Bedarf ist groß, denn gerade der Standort Deutschland kämpft mit wachsender Konkurrenz. Die Städte mit den meisten Forschungs- und Entwicklungszentren befinden sich heute nicht mehr in Europa oder den USA – sondern in Asien. Größere Unternehmen reagieren darauf mit ganzen Abteilungen, die sich um das sogenannte Innovationsmanagement kümmern. Doch auch kleine und mittelständische Unternehmen, die über geringere finanzielle und zeitliche Ressourcen verfügen, können viel tun, um sich den Weg in eine erfolgreiche Zukunft zu bahnen.
Systematisch vorgehen
„Wenn Sie etwas verändern wollen, müssen Sie das strukturiert tun, von der Ideenfindung bis hin zum fertigen Produkt“, sagt Nadine Teusler von der Beratungsagentur innos-Sperlich. Das Team, in dem die 35-Jährige arbeitet, unterstützt Unternehmen auf dem Weg von der Grundlagenforschung über die Erstellung von Prototypen bis hin zur Markteinführung. Wo stehe ich als Unternehmer, wer ist meine Zielgruppe, was muss mein Produkt heute leisten, um attraktiv zu bleiben, und welche Prozesse muss ich durchlaufen, um meine Idee umzusetzen – all diese Fragen sollte man festhalten, bevor man den ersten Schritt geht. „Auf dieser Grundlage kann man einen detaillierten Vorgehensplan entwickeln“, sagt die Wirtschaftsingenieurin.
Klingt einfach. Aber gerade kleine Unternehmen scheuen den Aufwand, jeden einzelnen Schritt festzuhalten. Sie fürchten, dass es ihre Firma zeitlich, personell und finanziell überfordern würde. „Ein Trugschluss“, erklärt Teusler. „Anfangs ist der planerische und dokumentarische Aufwand größer, weil Erfahrungswerte fehlen – dafür hat man aber nach einem Durchlauf einen selbst entwickelten Leitfaden, der meistens auch auf Folgeprojekte zugeschnitten werden kann.“ Zudem gebe es finanzielle Hilfen, die Innovationen gerade kleiner Unternehmen umsetzbar machen. Doch die meisten wüssten kaum etwas von den vielen Fördermöglichkeiten.