15.09.2021 - Birte Schmidt -6 MinutenArbeitswelt gestalten
Die meisten Unternehmen betreiben Social-Media-Kanäle, manche tun dies jedoch eher halbherzig. Kein Wunder, denn die Regeln ändern sich schnell, und immer wieder kommen neue Plattformen dazu. Felix Beilharz ist Social-Media-Experte und weiß, welche Kanäle aktuell für welche Unternehmen geeignet sind.
Clubhouse ist der neue Stern am Social-Media-Himmel, bei Facebook ist heute sowieso keiner mehr, und Twitch ist doch nur für Videospiel-Verliebte, oder? Alles falsch, zumindest wenn es nach Felix Beilharz geht. Der Social-Media-Experte erklärt, welche Plattformen sich heutzutage besonders gut eignen, um Kunden zu gewinnen und den Umsatz zu steigern – und auch, wie das am besten funktioniert.
Das sind aktuell die wichtigsten 13 Social-Media-Kanäle
Ist Facebook tot? „Auf gar keinen Fall“, sagt Experte Felix Beilharz. „Dass Facebook tot ist, wurde schon 2009 behauptet. Dabei ist es bis heute die Plattform mit den meisten Nutzern weltweit.“ Zwar gelte der Social-Media-Kanal nicht mehr als cool, trotzdem nutzen ihn 1,8 Milliarden (!) Menschen weltweit täglich. Zahlen für Deutschland veröffentlicht Facebook in seinem Quartalsbericht nicht, trotzdem ist Beilharz überzeugt: „Wenn Unternehmen auch nur eine einzige Plattform bedienen möchten, dann sollte es Facebook sein.“
Facebook selbst sieht den Nutzen der Plattform übrigens vornehmlich darin, mit Familie und Freunden zu kommunizieren, und hat seinen Algorithmus deshalb entsprechend so angepasst, dass Firmenbeiträge deutlich seltener im Feed auftauchen. Seither ist es für Unternehmen ungleich schwerer, mit ihren Posts die Kunden auch zu erreichen. „Durch viel Interaktion kann es aber trotzdem gelingen, eine hohe Reichweite zu bekommen. Dafür braucht es Content, der viel kommentiert wird“, sagt Beilharz. Eine weitere Möglichkeit sei, sich in Gruppen zu engagieren, denn solche Beiträge werden im Feed häufiger ausgespielt. Außerdem empfiehlt er Unternehmen, Werbung auf Facebook zu schalten. Und was die Branchen betrifft, gilt seit jeher: Facebook eignet sich wie die meisten Social-Media-Plattformen vor allem für das B2C-Geschäft.
Die ARD/ZDF-Onlinestudie 2020 hat ergeben, dass Facebook in der Nutzung erstmalig von Instagram überholt wurde. 15 Prozent der deutschen Bevölkerung nutzen demnach täglich Instagram, Facebook hingegen kommt auf 14 Prozent. Das liegt vermutlich auch daran, dass sich die Plattform stetig weiterentwickelt. Ging es früher darum, schöne Bilder zu posten, nehmen heute Videos – ob Storys, Reels oder IGTV – eine immer größere Rolle ein.
Auch Felix Beilharz sagt, dass nicht nur Unternehmen, die viele schöne Bilder posten können, Instagram gut nutzen können. „Instagram bietet viele Möglichkeiten, man kann Grafiken posten oder schöne Sprüche“, sagt der Experte. Wichtig für Unternehmen sei vor allem die Überlegung, ob sie dort tatsächlich ihre Zielgruppe erreichen: Die ist hier deutlich jünger als bei Facebook, ein Großteil der Nutzer ist Beilharz zufolge jünger als 35 Jahre.
Obwohl bereits seit 2010 auf dem Markt, wird Pinterest von Unternehmen für Marketingzwecke immer noch vernachlässigt. Aber zuerst zur Frage, ob es sich dabei überhaupt um einen Social-Media-Kanal handelt: „Eine Suchmaschine im Social-Media-Gewand“, nennt es Experte Beilharz und erklärt, dass sich die Bilder-Suchmaschine für alle Unternehmen eigne, die mit schönen Fotos punkten können, etwa die Hochzeitsbranche.
199 Millionen Menschen weltweit nutzen täglich Twitter, trotzdem ist die Plattform in Deutschland nie so richtig angekommen. „Sie eignet sich nur für Unternehmen in ganz bestimmten Branchen, zum Beispiel für politische Themen oder journalistische Nachrichten“, sagt Beilharz. Unternehmen würden auf diesem Kanal Endkunden eher nicht erreichen und sollten ihre Arbeit daher besser anderweitig investieren.
Nachdem WhatsApp Ende 2019 seine Nutzungsbedingungen überarbeitet und verboten hatte, Newsletter über den Kanal zu verschicken, ist es praktisch gänzlich vom Radar vieler Unternehmen verschwunden. Nun aber hat der Mutterkonzern Facebook eine Neuerung angekündigt: Über einen Bezahl-Button können User zukünftig Produkte und Dienstleistungen direkt in der App kaufen, ohne dass sie dabei den Messenger überhaupt verlassen müssen. „Dies kann vor allem für E-Commerce-Unternehmen interessant werden“, sagt Beilharz.
YouTube
„YouTube ist auf jeden Fall für Unternehmen relevant“, sagt Felix Beilharz, betont aber: „Das, was dort am wenigsten funktioniert, sind Image-Filme.“ Stattdessen dürfen sich solche Firmen über Reichweite freuen, die die Zuschauer hinter die Kulissen des Unternehmens mitnehmen. Dass das branchenübergreifend – von der Spedition bis zum Schweinebauern – möglich ist, kann Beilharz belegen. „Gute Beispiele sind ‚Wir heißen Axel‘ und das ‚Bochholter Landschwein‘.“ Bei Google erscheinen die Videos ganz oben, sodass sie auch von Usern gefunden werden, die gar nicht auf YouTube danach suchen.