14.03.2023 - Matthias Haft -7 MinutenMitarbeiter finden
Auszubildende zu finden wird für viele Betriebe zu einer immer größeren Herausforderung. Faktor A zeigt drei Stellschrauben, mit denen Arbeitgeber ihr Recruiting feinjustieren und sich Fachkräfte sichern können.
Viele Betriebe bilden aus und möchten das auch weiterhin tun. Doch sie finden keine geeigneten Bewerberinnen und Bewerber. Die Zahl der zur Verfügung stehenden Stellenangebote für Berufsausbildungen steigt seit langem an und hat im Zuge von Corona lediglich einen kleinen Dämpfer erhalten. Doch die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber sinkt seit vielen Jahren kontinuierlich. 2021 wurden dadurch 10 Prozent weniger Ausbildungsverträge abgeschlossen als im Vergleichsjahr 2013. Die Gründe für die Diskrepanz sind vielfältig und liegen etwa in der regionalen Verteilung von Angebot und Nachfrage. Zudem decken sich die beruflichen Ansprüche der Bewerbenden oft nicht mit den Leistungen der Betriebe und ihrer Ausbildungen. Oder umgekehrt: Die Erwartungen von Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern finden sich nicht in den Profilen der Bewerbenden wieder.
Recruiting-Tipps für die Azubisuche
Zum Glück sind diese Gegebenheiten keine Naturgesetze, die man schulterzuckend oder zähneknirschend hinnehmen müsste. Faktor A stellt drei Ansätze vor, die Arbeitgeber in ihr Recruiting von Auszubildenden integrieren können.
1. Arbeitszeiten verringern
„Work-Life-Balance“ ist für viele Unternehmen und Menschen zu einer bloßen Worthülse verkommen. Gelebt wird sie oft nicht. Dabei ist der Ausgleich zwischen den Anforderungen der Arbeit und der Erholung im Privaten ein ausgezeichnetes Mittel, um die Produktivität langfristig zu erhalten und zu fördern. Alfred Keller, Geschäftsführer eines Betriebs für Sanitär-, Heizungs- und Lüftungsbau, hat das erkannt und bietet mittlerweile auch für die Berufsausbildung in seinem Betrieb die Vier-Tage-Woche an. Und die wird rege genutzt, zum Beispiel, um freitags ins Fitnessstudio zu gehen. Dabei ist die Mitgliedschaft im Studio für die Belegschaft kostenlos: ein weiteres Angebot des Betriebs. Hier zeigt sich, wie die Angebote des Unternehmens ineinandergreifen, denn was bringt die kostenlose Mitgliedschaft im Fitnessstudio, wenn man aufgrund des Workloads am Ende doch nicht dazu kommt, etwas für die eigene Gesundheit zu tun?
Für den Betrieb von Alfred Keller lohnen sich diese Investitionen jedenfalls: Er hat keine Probleme, geeignete Bewerberinnen und Bewerber für seine Ausbildungsplätze zu finden. Denn die guten Arbeitsbedingungen sind kein Geheimnis in der ländlichen Region am Bodensee: „Unsere Auszubildenden generieren automatisch wieder unsere neuen Auszubildenden“, sagt Lara Keller, Werkstudentin im Unternehmen. „Wie ein kleines Lauffeuer spricht sich das rum. Da haben wir natürlich am Ende des Tages einen riesigen Mehrwert.“
Natürlich hängt die Einführung einer Vier-Tage-Woche von vielen zu bedenkenden Aspekten ab und ist nicht so ohne weiteres umsetzbar. Und manch ein Arbeitgeber mag sich aus guten Gründen gegen die Abkehr von der 5-Tage-Woche entscheiden: Dennoch kann eine verkürzte Arbeitswoche für Arbeitgeber, die nach ihrem personalpolitischen Alleinstellungsmerkmal in der Region suchen, eine Chance bieten, sich abzusetzen.