Vor einem Jahr erzählten wir die Geschichte des Azubis Mahmoud Fadel. Die Bäckerei K&U hatte dem jungen Mann trotz schlechter Noten eine Chance gegeben. Jetzt wollten wir wissen, wie sich die Dinge seither entwickelt haben.
08.07.2013 - Anja Köhler -4 MinutenMitarbeiter finden
Vor einem Jahr erzählten wir die Geschichte des Azubis Mahmoud Fadel und seiner Ausbilderin Corinna Krefft-Ebner. Die Bäckerei K&U hatte dem jungen Mann trotz schlechter Noten eine Chance gegeben. Jetzt wollten wir von beiden wissen, wie sich die Dinge seither entwickelt haben.
Faktor A: Frau Krefft-Ebner, Ihr Azubi Mahmoud Fadel hat seine Ausbildung abgeschlossen und arbeitet in Freiburg. Mit welchem Gefühl haben Sie ihn ins Berufsleben entlassen?
Corinna Krefft-Ebner: Ich höre immer wieder, dass er seine Sache toll macht und Freude am Beruf hat. Er ist selbstsicherer geworden, aber nach wie vor keiner, der mit der Tür ins Haus fällt. Ich kann mir für ihn vorstellen, dass er mit seiner höflichen Art andere Azubis gut einarbeiten kann.
Wie ist die Bewerberlage zur Zeit?
Nach wie vor schwierig. Wir arbeiten immer noch mit verschiedenen sozialen Einrichtungen zusammen, der Initiative BBQ zum Beispiel, der Carpo, die Menschen mit diversen Einbrüchen im Leben, mit Migrationshintergrund oder abgebrochener Ausbildung bei der Jobsuche unterstützen – eben Leute mit unebenem Lebenslauf. Denen zeigen wir den Betrieb, machen Workshops, beantworten Fragen. Wenn die zu uns wollen, rennen sie offene Türen ein.
Haben Sie mehr Schwierigkeiten mit den Menschen mit unebenen Lebensläufen?
Oft kommen verschüchterte, verzagte Leute zu uns, die sich nichts zutrauen, die kein Lob und Anerkennung kennen und sich für wertlos halten. Wir geben ihnen Zuspruch, dann merken sie: Ich kann was. Das ist für sie ein neues Lebensgefühl. Die andere Gruppe hält sich oft für überqualifiziert. Die sind schwieriger zu handhaben, die muss man ein wenig bremsen.
Wie fühlen Sie sich, wenn Sie einem Menschen eine Chance gegeben haben und der dann flügge wird und im Beruf durchstartet?
Dann bin ich stolz. Ich fühle mich selbst beschenkt. Es haben eben nicht alle die gleichen idealen Ausgangsbedingungen. Keiner von uns weiß doch, wie er sich entwickelt hätte, wäre er beispielsweise in einem gewalttätigen Umfeld aufgewachsen. Wenn wir diesen Leuten eine Chance geben, sind sie uns dankbar und bleiben dem Unternehmen verbunden.
Gibt es trotzdem Dinge, die Sie nicht tolerieren können?
Rassismus zum Beispiel. Oder Intoleranz von Seiten der Bewerber.
Was empfehlen Sie anderen Unternehmen, wie sie Bewerbern mit den unebenen Lebensläufen begegnen sollen?
Offenheit und Toleranz sind das Wichtigste. Bei K&U ist das Teil der Unternehmensphilosophie. Wir haben keine Vorurteile. Ob ein Bewerber älter ist, eine Ausbildung abgebrochen hat oder vorbestraft ist, spielt für uns erst mal keine Rolle. Die zweite oder sogar die dritte Chance hat jeder verdient.
Wie geht es Ihnen, Herr Fadel?
Mahmoud Fadel: Sehr gut. Die Arbeit macht mir großen Spaß, ich bin zufrieden damit. Anfang des Jahres bin ich von Emmendingen in eine Filiale in Freiburg gewechselt, da wohne ich. Ich arbeite viel als Springer, also dann, wenn in einer anderen Filiale jemand krank oder im Urlaub ist. Meine Kollegen sind nett, alles passt.
Sie hatten etwas Anlaufschwierigkeiten, einen Ausbildungsplatz zu bekommen.
Das stimmt. Ich hatte nach einem schlechten Hauptschulabschluss noch ein berufsvorbereitendes Jahr drangehängt. Über das Projekt Carpo bin ich schließlich zu K&U gekommen. Ich habe ein Praktikum gemacht und auf einmal alles hingekriegt. Ich bin meiner Ausbildungsleiterin Corinna Krefft-Ebner sehr dankbar, dass sie mir die Chance gegeben hat.
Was gefällt Ihnen an der Arbeit bei K&U?
Der Job ist abwechslungsreich. Mal verkaufe ich, rede mit den Kunden, mal mache ich Snacks, belege Brötchen, backe. Ich bin freundlich zu allen, manchmal plaudere ich mit Kunden, bei einigen weiß ich, was sie morgens haben wollen. Eine Kundin, die meist kurz vor acht kommt, will immer eine Kürbiskernbrezel. Dann bereite ich die einfach schon mal vor. Außerdem bin ich Frühaufsteher, es macht mir nichts, schon morgens um halb sieben in der Filiale zu sein.
Wo liegen Ihre größten Stärken bei der Arbeit?
Ich bin ein flinker Bäcker. Und ich bin immer freundlich, auch wenn die Kunden es mal nicht sind. Manche Kunden kommen rein, grüßen nicht, schmeißen das Geld hin, sagen nicht Tschüß. Klar ist es schwer, da höflich zu bleiben. Aber das gehört nun mal dazu.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Eine Filialleitung?
Eigentlich nicht. Die letzten Jahre liefen so gut, ich bin jetzt Angestellter. Ich brauche keine große Weltreise oder so. Es kann so bleiben, wie es ist.
Mahmoud Fadel, 24, musste wegen seiner schlechten Noten lange nach einem Ausbildungsplatz suchen. Schließlich absolvierte er erfolgreich ein Praktikum bei K&U und schloss im vergangenen Jahr die Ausbildung im Betrieb ab. Heute steht Mahmoud Fadel auf eigenen Beinen.