30.05.2018 - Titelfoto: © Michael Kohls -8 MinutenMitarbeiter finden
Die Digitalwirtschaft boomt und wandelt sich rasant. Die Agentur für Arbeit strengt sich an, um am Puls der Zeit zu bleiben und dem Fachkräftemangel in der IT-Branche entgegenzuwirken. Beim Digital Career Day 2018 kamen 250 Mitarbeiter der Arbeitsagenturen und Jobcenter aus Berlin und Brandenburg ins Gespräch mit Personalverantwortlichen und Arbeitssuchenden aus der Region.
Manchmal bekommt René Ebert, Geschäftsführer des Verbands der IT- und Internetwirtschaft in Berlin und Brandenburg SIBB, verzweifelte Anrufe von Arbeitgebern. „In unserer Branche suchen sie händeringend nach Fachkräften“, sagt er während der Podiumsdiskussion auf dem Digital Career Day in Berlin. „Aber ich muss den Anrufern immer sagen: Wir haben auch keine IT-Experten im Keller.“
Gut 250 Mitarbeiter der Arbeitsagenturen und Jobcenter aus Berlin und Brandenburg sind an diesem Morgen im April in einen alten Güterbahnhof an der Ringbahn im Prenzlauer Berg gekommen, um Neuigkeiten und Trends auf dem Arbeitsmarkt Digitaltechnik kennenzulernen, um Kontakte zu knüpfen und sich auszutauschen. Und um sich bei der Jobbörse gemeinsam mit knapp 200 Arbeitssuchenden an Ständen von 14 Unternehmen über die aktuellen Trends am Arbeitsmarkt zu informieren.
„Wir können nur gut beraten, wenn wir wissen, worüber wir reden“, sagt Mario Lehwald, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Berlin Süd, dessen Team den Karrieretag gemeinsam mit der Initiative „Tech in the City“ organisiert hat. „Und wir können nur wissen, worüber wir reden, wenn wir wissen, was von uns erwartet wird.“ Angesichts des großen Fachkräftebedarfs sei es verstärkt der Job der Arbeitsvermittler, Brücken zu bauen und quer zu denken.
Informelle Kenntnisse
Sibel Attili, selbstständige Personalberaterin, kann dem nur zustimmen: „Oft schauen die Personalverantwortlichen und Arbeitsvermittler noch zu schemenhaft auf die Abschlüsse der Bewerber. Dabei haben sich viele Kandidaten durch sogenanntes informelles Lernen fortentwickelt: Sie haben in ihrem Arbeitsleben Veranstaltungen organisiert, haben ein Auge für Details oder beschäftigen sich online mit bestimmten Dingen – die aber in keiner offiziellen Qualifikation auftauchen.“ Sie erzählt von einer Syrerin, die in ihrer Heimat als Musiklehrerin gearbeitet hat und in diesem Beruf in Deutschland keine Arbeit findet. „Aber die Frau hatte ein Ohr fürs Detail. Und wir haben ausprobiert, ob sie auch ein Auge fürs Detail hat; beim Programmieren etwa, wo sie ähnlich fokussiert sein musste wie als Musiklehrerin. Und es hat funktioniert.“