30.10.2020 - Akiko Lachenmann -4 MinutenMitarbeiter finden
Selbst bekannte Adressen wie Audi finden nicht ausreichend Fachkräfte. Eine Abteilung hat die Initiative ergriffen und sich in Kooperation mit der Arbeitsagentur auf die Suche nach geeigneten Kandidaten für eine Umschulung zum Kfz-Mechatroniker gemacht. Mit Erfolg.
Vielen Branchen macht der Fachkräftemangel zu schaffen. Audi geht das Problem systematisch an: Im März 2019 schlägt der Automobilhersteller der Arbeitsagentur vor, geeignete Kandidaten aus ihrem Kundenkreis eine praxisnahe Umschulung zum Kfz-Mechatroniker in ihrem Ausbildungszentrum in Neuss anzubieten. An dem bundesweit einmaligen Pilotprojekt nehmen 13 Männer zwischen Ende 20 und Anfang 40 teil.
Fünf Fragen an
Wulf Kammer, Abteilung Service-Qualität, Vertrieb Deutschland Audi AG
Herr Kammer, was hat Ihre Abteilung dazu bewogen, dieses Projekt ins Leben zu rufen?
Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass in Deutschland ein Mangel an Fachkräften herrscht. Gerade für die technisch sehr anspruchsvolle Arbeit als Kfz-Mechatroniker tun sich unsere Partnerbetriebe zunehmend schwer, geeignete Mitarbeiter zu finden. Das hat unsere Abteilung – wir kümmern uns um die Service-Qualität unserer Partnerbetriebe – dazu veranlasst, noch weiter über den Tellerrand zu blicken und die Suche auf weitere Zielgruppen auszudehnen, darunter auch auf die arbeitssuchenden Menschen.
Dieser Personenkreis hat unterschiedlichste Qualifikationen und Werdegänge. Das dürfte eine aufwendige Kandidatensuche gewesen sein.
Diese Aufgabe haben in erster Linie die Bundesarbeitsagentur und der Bildungsträger steep GmbH gestemmt: Die Agentur für Arbeit Mönchengladbach hat das Angebot mit Flyern und Infobroschüren kommuniziert und alle Kundenberater in der Umgebung darüber in Kenntnis gesetzt. Steep wiederum hat ein Verfahren entwickelt, aus der Menge der Interessenten die Personen herauszufiltern, die den Ansprüchen dieser Ausbildung gewachsen sind.
Was können Sie den Teilnehmern anbieten?
Das Besondere an dieser Umschulung ist die Praxisnähe: Wir stellen den Teilnehmern die Räume unseres Service-Trainingscenters in Neuss zur Verfügung – das ist eines von bundesweit fünf Trainingscentern, die sonst ausschließlich Mitarbeitern unserer Partnerbetriebe zur Verfügung stehen. Im Trainingscenter Neuss können die Teilnehmer alles Erlernte umgehend in die Praxis umsetzen. Gegen Mitte und Ende der Umschulung sind zwei Praktika à jeweils drei Monate bei einem unserer Partnerbetriebe vorgesehen. Diese Praxisphasen dienen dazu, sich gegenseitig kennenzulernen und herauszufinden, ob sich beide Seiten auch eine langfristige Zusammenarbeit nach der Umschulung vorstellen können.
Können alle Teilnehmer nach der Umschulung durch Partnerbetriebe übernommen werden?
Im Idealfall schon. Die Teilnehmer erwerben neben den klassischen Ausbildungsinhalten viele Audi-spezifische Kenntnisse, aber beide Seiten sind zu nichts verpflichtet: Weder müssen die Teilnehmer übernommen werden, noch sind diese gezwungen, einen Arbeitsvertrag mit den Audi-Partnerbetrieben einzugehen. Zumal sie am Ende der Umschulung einen offiziellen und allgemeingültigen Abschluss als Kfz-Mechatroniker in der Tasche haben. Darum ist bei dem Projekt ja auch die Kraftfahrzeug-Innung Rhein-Kreis Neuss mit im Boot, in deren Ausbildungswerkstatt in Grevenbroich der überbetriebliche Schulungsanteil unterrichtet wird.
Planen Sie im Unternehmen weitere Projekte dieser Art?
Wir wollen zunächst das Ergebnis dieses Pilots abwarten. Ich kann mir jedoch vorstellen, dass das Projekt Schule macht und für andere Marken des Volkswagen-Konzerns interessant ist.