18.07.2023 - Matthias Haft -7 MinutenMitarbeiter qualifizieren
Der digitale Wandel macht auch vor dem Ausbildungsbetrieb keinen Halt. Faktor A stellt das bundesweite Projekt NETZWERK Q 4.0 vor. Dessen branchenspezifische Trainings bieten Handlungsempfehlungen, um der Digitalisierung künftig nicht mehr hinterherlaufen zu müssen, sondern sie aktiv mitzugestalten.
Ausbildende drücken regelmäßig die Schulbank. Gleichzeitig wandeln sich Berufsbilder, und technische Innovationen halten Einzug, die wiederum Arbeit und Zusammenarbeit verändern. Damit diese Entwicklungen auch in das Ausbildungsprogramm einfließen, sind Ausbilderinnen und Ausbilder gefordert: Sie müssen die Neuerungen, die sich in ihrem Berufsfeld ergeben, im Blick behalten und prüfen, ob sie auf den Lehrplan gehören oder nicht. Denn es sind die Fachkräfte von morgen, die heute ihre Ausbildung absolvieren. Und mit dieser müssen sie sich für die Zukunft des eigenen Berufs rüsten können.
Den digitalen Wandel in der Ausbildung gestalten
Die Digitalisierung ist für die gesellschaftliche Entwicklung zentral. Smartphones und soziale Netzwerke haben binnen weniger Jahre viele Aspekte des Zusammenlebens radikal verändert. So auch in Fabriken, Büros und anderen Arbeitsstätten. Roboter übernehmen schon jetzt ganze Produktionsketten. Die Verwaltung von Unternehmen funktioniert überwiegend papierlos. Kolleginnen und Kollegen kommunizieren über digitale Wege und nutzen Projektmanagement-Tools, um sich zu organisieren. Im Zuge der Digitalisierung ändern sich also nicht nur die fachlichen Tätigkeiten eines Berufs, sondern auch die Formen der Zusammenarbeit: Meetings finden digital oder hybrid statt, Teams sitzen nicht mehr an einem Ort zusammen.
Wie finden nun aber diese neuen Realitäten ihren Weg in das Ausbildungsprogramm eines Betriebs? Auf welche digitalen Entwicklungen sollte sich das Berufsbildungspersonal konzentrieren, welchen Trend kann es dagegen getrost links liegen lassen? Unterstützung in solchen Fragen bietet das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte NETZWERK Q 4.0, ein gemeinsames Projekt des Instituts der deutschen Wirtschaft, der Bildungswerke der Wirtschaft und anderer Bildungsinstitutionen.
Trainingsangebote für die Digitalisierung in der Ausbildung
„Die Zukunft ist digital – die Berufsausbildung auch“, so heißt es auf der Website des Netzwerks. Ziel ist es, das Berufsbildungspersonal auf die Herausforderungen der Digitalisierung vorzubereiten. Ausbilderinnen und Ausbilder können an kostenfreien Trainings teilnehmen und sich so gezielt auf die digitalen Anforderungen in ihrer Branche einstellen.
Ein Blick ins Bildungsangebot des Netzwerks offenbart, dass das Thema Digitalisierung in jeder Branche eine Rolle spielt: Es gibt Kurse zur digitalen Baustelle und zu digitalen Lernmedien in der Pflegeausbildung, zu Robotik im Wareneingang und zur Arbeit mit Daten im Büro 4.0. Da auch Ausbildende mal leerere und mal vollere Terminkalender haben, gibt es von der Präsenzveranstaltung bis zum Online-Selbstlernkurs eine große Bandbreite an Formaten. Letzterer bietet den Teilnehmenden eine hohe Flexibilität, ohne dass auf die Vorteile eines Präsenzkurses verzichtet werden müsste. Denn das eigens entwickelte Learn-Management-System dient nicht nur zur Inhaltsvermittlung und als Wissensdatenbank, sondern ermöglicht zugleich den Austausch mit Anderen.
Franziska Liebald ist Projektleiterin des NETZWERK Q 4.0 beim Bildungswerk der Sächsischen Wirtschaft gGmbH. Sie weist darauf hin, dass Digitalisierung nicht nur fachlich für Veränderungen sorgt, sondern ganz grundsätzlich die Arbeit beeinflusst: „Das Berufsbildungspersonal interessiert sich deshalb auch sehr stark für die übergeordneten Themen, die nicht aus dem jeweiligen Beruf kommen. Kurse zu Rollen & Soft Skills, zur Didaktik sowie zu Tools & Technologien sind sehr gut besucht“, so Liebald. Hier sammeln sich die Anforderungen, die New Work mit sich bringt.
Praxisnahe und zielgruppengerechte Trainings
Praxisnähe ist dabei für die Trainings zentral. Was bringen Schulungen, wenn Sie später an der Realität in den Betrieben scheitern, etwa, weil notwendige technische Geräte oft gar nicht vorhanden sind oder beschafft werden können? „Deswegen sind die Trainings so konzipiert, dass der Praxistransfer zu jeder Zeit stattfinden kann“, erklärt Liebald.
Dass diese Praxisnähe besteht, hängt damit zusammen, wie die Trainings erarbeitet werden. „Am Beginn einer jeden Trainingskonzeption fragen wir den Bedarf der Zielgruppe ab und entwickeln anschließend nicht nur für das Ausbildungspersonal, sondern gemeinsam mit ihm die inhaltlichen Schwerpunkte des Trainings. E-Learning-Experten unseres Netzwerks verpassen den Inhalten dann den nötigen didaktischen Feinschliff.“
Die zielgruppengerechte Gestaltung der Trainings endet damit jedoch nicht. Vielmehr werden diese kontinuierlich weiterentwickelt. Als Basis dienen die Feedbacks der Teilnehmenden selbst. Nach deren Auswertung fließen sie in die Optimierung der Trainings ein. Franziska Liebald hierzu: „Nicht selten entstehen in diesen Feedbackrunden Ideen für ganz neue Trainings. Anschließend schärfen wir die Vorschläge und entwickeln sie weiter.“ Auf diese Weise bieten die Trainings des Netzwerks Inhalte, die sich strikt an dem orientieren, was dem Berufsbildungspersonal auch tatsächlich hilft.
Zertifizierung und Digital-Siegel
Das Ziel der Trainings ist natürlich in erster Linie, dass sich ausbildende Unternehmen für die digitale Zukunft wappnen. Doch auch im Werben um neues Personal wird die Teilnahme an den Digitaltrainings zu einem starken Argument. Dafür bietet das NETZWERK Q 4.0 besonders eifrigen Teilnehmenden die Möglichkeit, verschiedene Zertifikate zu erhalten.
Unternehmen können damit einerseits interessierten Azubis signalisieren, dass sie die Transformationen in der Arbeitswelt erkannt haben und eine moderne, digitale Ausbildung bieten – ein Recruiting-Argument, das in den kommenden Jahren immer wichtiger werden dürfte. Die Zertifikate helfen andererseits bei der Rekrutierung von Berufsbildungspersonal, verdeutlichen sie doch das Engagement des Arbeitgebers beim Thema Weiterbildung.