23.01.2019 - Christian Schön -8 MinutenMitarbeiter qualifizieren
Die Gefahr durch Hackerangriffe, Sabotage und Industriespionage steigt stetig an. Besonders kleine und mittelständische Unternehmen müssen sich die Frage stellen: Wie sensibilisiert man Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für mögliche Angriffe und Risiken?
Es passierte alles ganz schnell: Während eines Geschäftsgesprächs reichte die Mitarbeiterin eines Lieferanten ihrem Gesprächspartner einen USB-Stick mit einer Präsentation. Ohne lang nachzudenken, klickte der Mitarbeiter auf die Präsentation. Beim Öffnen der Datei wurde im Hintergrund eine Schadsoftware installiert (eine sogenannte Ransomware), die alle Daten auf dem Firmennetzwerk verschlüsselte und unbrauchbar machte. Kurze Zeit später traf eine Lösegeldforderung ein, gegen deren Zahlung die Daten wieder entschlüsselt würden. So oder so ähnlich ereignen sich Zwischenfälle täglich in deutschen Unternehmen. Auch wenn die meisten dieser Fälle vermeidbar wären, stellen sie seit vielen Jahren das größte Risiko dar, wenn es um Daten- und Informationssicherheit geht. Security Awareness, also das Bewusstsein für Sicherheit sowie für Gefahren, wird darum in einer vernetzten Arbeitswelt zu einer Schlüsselfähigkeit für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im konkreten Beispiel hätte dieses Wissen um die konkrete Gefahr, die etwa von externen Speichermedien ausgehen kann, zum entsprechend richtigen Verhalten geführt: der Weigerung, den USB-Stick zu nutzen.
Der Mensch als Sicherheitsschwachstelle Nummer eins
Wenn es um die Sicherheit von IT-Systemen geht, reichen technische Maßnahmen wie Firewalls längst nicht mehr aus. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gelten als die entscheidende Verteidigungslinie von Unternehmen und zugleich als größte Schwachstelle für die IT- und Informationssicherheit. Angefangen beim versehentlichen Weiterleiten vertraulicher E-Mails, über Passwörter, die für die Urlaubsvertretung unter der Tastatur hinterlegt werden, bis hin zum unabsichtlichen Überschreiben von Datenbankeinträgen: Derartige Fehler passieren täglich und können große Auswirkungen haben. Im Data Breach Investigations Report von Verizon wird jährlich untersucht, wie es um die Daten- und Informationssicherheit in Unternehmen steht. Laut der jüngsten Erhebung ist der Mensch in 85 Prozent der Fälle für Datenlecks verantwortlich und damit Sicherheitsrisiko Nummer eins.
Auch die regelmäßig durchgeführten Studien des Digitalverbandes Bitkom zum Wirtschaftsschutz zeigen, dass in diesem Bereich Handlungs- und Aufklärungsbedarf herrscht. Insbesondere was das Bild der „Täter“ betrifft, klaffen Wahrnehmung und Realität auseinander. So geht von organisierten Hackergruppen weit weniger Gefahr aus, als landläufig angenommen wird. Die Studie zeigt, dass neben Hobby-Hackern vor allem ehemalige Mitarbeiter für Vergehen wie Datendiebstahl, Industriespionage oder Sabotage verantwortlich sind.
Gefahren werden oft falsch eingeschätzt
In der Realität sehen Cyberangriffe oft anders aus, als dies in Filmen vermittelt wird: Was wäre, wenn jemand aus der IT-Abteilung anruft und von einem akuten Softwareproblem auf dem Server erzählt, das er mit einem Update beheben muss? Damit das System später auch wieder auf allen Arbeitsplätzen läuft, benötigt er dringend das Passwort. Manche würden in so einem Notfall dem angeblichen Administrator das Passwort verraten.
Selbst ganz harmlos erscheinende E-Mails von Kolleginnen und Kollegen mit lustigen Bildern oder Videos im Anhang können dazu genutzt werden, um Schadsoftware zu verbreiten. Im schlimmsten Fall erhalten Angreifer dadurch Zugriff auf das gesamte Firmennetzwerk. Sicherheitsrisiken werden aus unterschiedlichsten Gründen falsch eingeschätzt. Aufklärung über die realen Gefahren und die vielfältigen Sicherheitsrisiken ist darum zentral.
Sicherheitsrisiken sind während der Pandemie gestiegen
Im Zuge der Pandemie hat sich die Gefahrenlage insgesamt verschärft. Einerseits, weil die Digitalisierung in Unternehmen vorangetrieben wurde, andererseits weil sich die Risiken durch das zunehmende Arbeiten im Homeoffice verstärkt haben. Dabei wird der Sicherheitsstandard der privaten Wohnung zu dem des Unternehmens: Wie sicher ist das WLAN-Passwort zu Hause? Werden Smarthome-Geräte verwendet? Sie stellen häufig ein zusätzliches Risiko dar. Auch die Nutzung von privaten Geräten für berufliche Zwecke erhöht die Gefahr, dass vertrauliche oder geheime Informationen versehentlich an Dritte gelangen.