02.09.2020 - Akiko Lachenmann -4 MinutenMitarbeiter qualifizieren
Die Firma Schübel PrimeParts nutzt die Kurzarbeit, um die Belegschaft mithilfe der Arbeitsagentur weiterzuqualifizieren. Der Mittelständler im Automobilsektor will sich so für die digitale Transformation wappnen.
Inmitten des digitalen Umbruchs, den die Arbeitswelt erlebt, hat die Corona-Pandemie viele Firmen ausgebremst und dazu veranlasst, Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken. Aus Sicht der Arbeitsagentur ist die Zwangspause ein guter Zeitpunkt, die Beschäftigten weiterzubilden. Christine Schübel nutzt die Gunst der Stunde. Die 53 Jahre alte Geschäftsführerin des mittelständischen Familienunternehmens Schübel PrimeParts ermöglicht mit Unterstützung der Arbeitsagentur Heilbronn vier Mitarbeitern eine Weiterqualifizierung.
Christine Schübel, Geschäftsführerin von Schübel PrimeParts:
„Wir liefern unter anderem Prototypen und haben Flugzeug- und Autohersteller als Kunden. Entsprechend sind wir sowohl von der digitalen Transformation als auch von Corona stark betroffen. Von heute auf morgen mussten wir einen Großteil unserer Lieferungen einstellen. Wir haben uns daher entschieden, alle Mitarbeiter mit 30 Prozent in Kurzarbeit zu schicken. Mir war sofort klar, dass dies der Moment war, Qualifizierungsmaßnahmen in Angriff zu nehmen. Wenn nicht jetzt, wann dann? Wir haben einige Mitarbeiter über 40, deren Ausbildung 20 bis 30 Jahre zurückliegt – und die Berufsbilder haben sich stark gewandelt.
Als Mitglied des Verwaltungsrates der Arbeitsagentur Heilbronn war ich mit dem Angebot, Mitarbeiter während der Kurzarbeit mit Unterstützung der Arbeitsagentur weiterzubilden, von Anfang an vertraut. Nicht klar war mir, welch vielfältiges Angebot da draußen existiert. Man ist fast ein bisschen überfordert von der Fülle. Hinzu kommt, dass in unserer Branche nicht ganz klar ist, welche Entwicklung sie nehmen wird. Die Kunst besteht am Ende darin, die Weiterbildung abzustimmen auf die Bedürfnisse des Mitarbeiters und die künftigen Anforderungen des Unternehmens.
Vor allem geht es mir aber darum, in meinem Betrieb eine Kultur des lebenslangen Lernens zu pflegen. Deshalb habe ich gleich neun Mitarbeitern eine Weiterbildung ans Herz gelegt. Nicht alle waren gleichermaßen motiviert – einige sehen in ihrem fortgeschrittenen Alter einen Hindernisgrund. Am Ende haben sich immerhin vier dafür entschieden. Einer von ihnen ist Markus Scholl, ein engagierter Mitarbeiter. Er kommt aus dem Handwerk, ist aber mittlerweile im Qualitätsmanagement tätig, wo sich die Arbeitsweisen ebenfalls verändert haben und vieles nicht mehr selbsterklärend ist. Seit 6. August macht er eine Weiterbildung im Bereich Projektmanagement – coronabedingt als Online-Kurs. Sie umfasst 680 Unterrichtseinheiten und wird voraussichtlich Ende März enden.
Natürlich ist die Umsetzung von Weiterbildungsmaßnahmen mit einer Portion Aufwand verbunden. Nach dem Verwaltungssturm durch die Kurzarbeit und die coronabedingte Unsicherheit hat man da Hemmungen – gerade als Mittelständler mit 35 Mitarbeitern, wo nicht jeder ersetzbar ist. Doch ich bin sicher, die Mühe lohnt sich. Denn Weiterbildung erfüllt mehrere Zwecke. Sie rüstet nicht nur den Betrieb für die digitale Ära. Sie gibt auch den Mitarbeitern das gute Gefühl, die Phase der Kurzarbeit sinnvoll zu nutzen, um die bevorstehenden Veränderungen in unserer Branche besser meistern zu können.“