03.08.2022 - Nicole Benke -7 MinutenRichtig führen
Betriebliches Gesundheitsmanagement ist nur für Konzerne relevant und umsetzbar? Von wegen! Die Sachsenmaier GmbH, ein Handwerksbetrieb mit 30 Mitarbeitenden aus dem baden-württembergischen Göggingen, zeigt, wie auch kleine oder mittelständische Betriebe von gezielten BGM-Maßnahmen profitieren und damit Fachkräfte an sich binden. Geschäftsführer Alexander Sachsenmaier und Personalleiterin Tanja Bleicher erzählen, was sich durch BGM in ihrem Betrieb verändert hat.
Faktor A: Betriebliches Gesundheitsmanagement ist in aller Munde – aber in Handwerksbetrieben noch nicht Standard. Wie kam es dazu, dass Sie damit begonnen haben?
Alexander Sachsenmaier: Der Fachkräftemangel wird fürs Handwerk zusehends zu einem Problem. Unsere Mitarbeitenden waren uns schon immer wichtig – aber 2016 haben wir gemerkt, dass wir noch mehr für sie tun müssen, damit weiterhin die besten Fachkräfte zu uns kommen und bei uns bleiben. Das Thema Gesundheit steht für uns dabei im Vordergrund. Gesunde Mitarbeitende sind das Rückgrat und die Zukunft eines Betriebes. Gerade im Handwerk, wo recht wenige Abläufe automatisiert werden können, sind die Mitarbeitenden das höchste Gut eines Unternehmens und müssen geschützt werden.
Tanja Bleicher: Wer sich vom Wettbewerb abheben will, muss Wertschätzung leben. Wir wollen, dass sich unsere Mitarbeitenden wohlfühlen, Spaß bei der Arbeit haben und gesund bleiben. 2016 fingen wir also an, Ideen für BGM-Maßnahmen zu sammeln und erste Kontakte zu knüpfen. In Kooperation mit einer Krankenkasse haben wir dann kleine Events geplant, zum Beispiel Vorträge oder Workshops zum Thema Rückengesundheit, Stress, Schlaf und gesunde Ernährung am Arbeitsplatz. Nach und nach haben wir das ausgebaut.
Welche BGM-Maßnahmen sind für einen Handwerksbetrieb wie Sachsenmaier besonders wichtig?
Alexander Sachsenmaier: Alles, was das Arbeiten besser und leichter macht und den Körper entlastet. Unser Fokus liegt auf dem Thema rückenschonendes Arbeiten. Wir haben Hilfsmittel wie motorisierte Treppenlifter eingeführt, die den Transport von schweren Heizungsanlagen über mehrere Stockwerke deutlich erleichtern. Auch Hochhubwagen in den Lagern oder Lkw mit Hebebühne entlasten die Mitarbeitenden und erleichtern das Transportieren durch eine rückenschonende Hydraulik per Knopfdruck. Generell achten wir darauf, Technik und Maschinen auf dem neuesten Stand zu halten, und fragen uns immer wieder: Wie geht es vielleicht noch etwas leichter und schonender für die Mitarbeitenden?
Tanja Bleicher: Dazu versuchen wir, grundsätzlich die Gesundheit zu stärken – mit frischem Obst, kostenlosen Getränken, aber auch über Broschüren mit Gesundheitstipps, Rückenschulungen und anderen Workshops. Jeder Mitarbeitende hat außerdem einen persönlichen Ansprechpartner im Betrieb, der bei Gesundheitsfragen unterstützt und vermittelt und zum Beispiel bei der Organisation von Arztterminen hilft. Auch das Thema Entspannung ist wichtig. Unsere Mitarbeitenden können auf einer extra dafür angelegten Blumenwiese relaxen. Das sind alles keine großen Dinge – aber sie sind längst nicht überall selbstverständlich.
Wie ist die Resonanz aus dem Team?
Tanja Bleicher: Als wir anfingen, waren einige Mitarbeitende skeptisch. Das ist aber völlig normal. Gerade die, die auf den Baustellen arbeiten, waren nicht sicher, was sie erwarten würde bei den Workshops. Am Ende waren aber alle positiv überrascht.
Wie überzeugt man skeptische Mitarbeitende, an BGM-Maßnahmen teilzunehmen?
Tanja Bleicher: Man muss die Hemmschwelle niedrig halten. Also vielfältige Angebote machen und darauf achten, dass sie in der Arbeitszeit und nicht in der Freizeit stattfinden. Dazu sollte man immer wieder die Freiwilligkeit betonen, aber auch aktiv auf die Mitarbeitenden zugehen und sie persönlich ansprechen. Manche brauchen einen kleinen Anschub.