18.05.2022 - Christian Schön -10 MinutenZukunft der Arbeit
Bei der flächendeckenden Umstellung auf Homeoffice im Zuge der Coronapandemie gab es von Beginn an technische Herausforderungen, Übergangslösungen und Kompromisse. Auch nach der teilweisen Rückkehr in die Büros bleibt für Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen eine zentrale Frage: Wie lässt sich ein sicheres Homeoffice gestalten?
Besonders in Deutschland war das Homeoffice viele Jahre lang verpönt: von Vorurteilen über die Arbeitsmoral bis zu Sicherheitsbedenken. Dann kam Corona und änderte alles. Für viele Unternehmen wurde das Homeoffice zur guten Alternative, um Mitarbeiter:innen zu schützen und den Betrieb aufrechtzuerhalten.
Die technischen Anforderungen stellten dabei eine Hürde dar. Insbesondere kleinere Unternehmen verfügten oft über keine angemessene IT-Infrastruktur, sodass Arbeitnehmer:innen auf private Geräte ausweichen mussten. Damit einher gingen Sicherheitsrisiken hinsichtlich eines ausreichenden Schutzes von Unternehmens- und Kundendaten.
Für potenzielle Angreifer stellt das Homeoffice das schwächste Glied in der Kette dar und wird so zum Cyberrisiko. Die Herausforderung im Homeoffice besteht darin, am externen Arbeitsplatz einen sicheren Zugriff auf die internen IT-Infrastrukturen zu ermöglichen und gleichzeitig Informationssicherheit zu gewährleisten.
Sicherheit hat viele Facetten. Angefangen bei technischen Themen wie Firewalls und VPNs über Passwörter- und Virenschutz bis hin zur Daten- und Informationssicherheit. Die Herstellung von Sicherheit im Homeoffice beginnt schon bei der Wahl des Arbeitsortes: Gibt es einen separaten Raum, der ausschließlich zum Arbeiten genutzt wird? Oder sitzt man gemütlich im Wohnzimmer, während die Kinder Hausaufgaben machen?
Leitfaden
Die Sicherheit im Homeoffice erhöhen
Viele der folgenden Maßnahmen sind für jede und jeden relevant, der im Homeoffice arbeitet, unabhängig davon, ob es sich um Arbeitnehmer:innen, Arbeitgeber:innen, Führungskräfte oder Angestellte handelt. Der folgende Leitfaden soll alle Unternehmen und Personen, die zukünftig (auch) von Zuhause aus arbeiten, für die wichtigsten Stellschrauben der Sicherheit sensibilisieren.
Der erste und wichtigste Schritt besteht darin, eine umfassende Bestandsaufnahme des Status quo vorzunehmen. Darüber hinaus empfiehlt es sich für Arbeitgeber:innen, regelmäßig zu überprüfen, welcher Sicherheitsstand bei der Umsetzung bislang möglich war und welche Maßnahmen noch umgesetzt werden müssen. Nur wenn Wissen über den aktuellen Stand vorhanden ist, lassen sich anstehende Aufgaben priorisieren.
Infrastruktur der Mitarbeiter:innen evaluieren
Bei der Evaluierung der Infrastruktur des Homeoffice gilt es zunächst, das Netzwerk und alle daran angeschlossenen Geräte im Haushalt zu überprüfen. Mitarbeiter:innen sollten über die neueste Version von Betriebssystem, Firmware oder Antivirus-Software verfügen. Insbesondere sollte der Router, über den auf das Internet zugegriffen wird, stets auf dem neuesten Release-Stand sein. Arbeits- und Privatnutzung sollte strikt getrennt bleiben: Geräte, die für berufliche Zwecke genutzt werden, sollten nicht für andere Zwecke dienen, etwa als Spielgerät für Kinder.
Das Smarthome als Sicherheitsrisiko
Wenn das Smarthome zum Homeoffice wird, sollten die damit einhergehenden Risiken bewusst gemacht werden: Die Sicherheitsstandards der Hersteller werden zum Sicherheitsstandard des Homeoffice. Im Grunde genügt es, wenn der vernetzte Toaster oder die smarte Glühbirne das WLAN-Passwort ungeschützt bereitstellt, um ein Netzwerk erfolgreich zu kompromittieren. Darum sind regelmäßige Updates für alle Geräte Pflicht. Wenn möglich, sollten unnötige Netzwerkfunktionen abgeschaltet werden.
Schritt für Schritt zum sicheren Homeoffice
Es gibt eine Reihe von Maßnahmen, mit denen zügig ein Mindestmaß an Sicherheit hergestellt wird. Allen voran gehören dazu klare und verbindliche Regelungen für die Mitarbeitenden sowie grundlegende Schutzmaßnahmen wie der Einsatz von Firewalls, die Verwendung von Virenschutzprogrammen oder regelmäßige Datensicherungen. Wenn das Homeoffice in den Regelbetrieb überführt wird, sollte das Sicherheitsniveau Schritt für Schritt erhöht werden. Arbeitgeber:innen sollten mithilfe regelmäßiger Sicherheitsprüfungen sicherstellen, dass folgende Maßnahmen durchgeführt werden:
- regelmäßiges Einspielen von Software- und Firmware-Updates sowie Patches
- regelmäßige Überprüfung von Konfigurationen, Benutzer- und Administratorrechten
- regelmäßiges Prüfen und Anpassen von Prozessen an veränderte Sicherheitslagen
- regelmäßiges Schulungsangebot zur Security Awareness mit Schwerpunkt auf die Situation im Homeoffice
Gibt es keine Abteilung, die sich zentral um die IT-Struktur kümmert, ist es zentral, für technische Fragen zuständige Personen im Unternehmen zu benennen, an die Mitarbeiter:innen sich bei Fragen wenden können.
Security Awareness im Homeoffice: Mitarbeitende sensibilisieren
Keine technische Lösung kann die „Schwachstelle Mensch“ umgehen. Darum sollten Arbeitgeber:innen ihre Belegschaft regelmäßig für Sicherheitsthemen sensibilisieren, die spezifisch auf das Arbeiten im Homeoffice zugeschnitten sind. Dafür bieten sich Handouts, Newsletter oder gesonderte E-Mails sowie Security-Awareness-Workshops an.
Im Zuge der Coronapandemie konnte insbesondere im Bereich des Social Engineerings eine Zunahme an Aktivität beobachtet werden. Darunter werden Cyberangriffe verstanden, die zum Ziel haben, Menschen so zu täuschen oder manipulieren, dass über sie – willentlich oder unwillentlich – der Zugang zum Unternehmensnetzwerk möglich wird. Gerade in der vertrauten Umgebung des Homeoffice werden Gefahren unterschätzt: von Phishingmails, über die Zugangsdaten abgegriffen werden sollen, über das ungeprüfte Öffnen von Anhängen, in denen sich Schadsoftware befinden kann, bis hin zum Aufrufen von Links, die zu schadhaften Seiten führen.
Familie und Mitbewohner:innen sind Teil des Homeoffice, es gilt, sie über Sicherheitsvorkehrungen zu informieren. Beruflich genutzte Geräte sollten ausschließlich für Arbeitszwecke und nicht von anderen Personen verwendet werden. Zur Trennung von Privatem und Beruflichem gehört, sich nicht über Arbeitsgeräte in soziale Netzwerke einzuloggen. Wird ein privates Gerät für Arbeitszwecke genutzt, sollte ein separater Firmenaccount auf dem Gerät eingerichtet werden, um einen sicheren Zugang zu firmeninternen Seiten bzw. Software zu ermöglichen.