WhatsApp ist in Unternehmen weit verbreitet, obwohl es europäischen Datenschutzstandards nicht genügt. Wir stellen die besten Alternativ-Apps zur beruflichen Kommunikation vor.
08.08.2018 - Matthias Thiele -4 MinutenZukunft der Arbeit
WhatsApp ist auch in Unternehmen weit verbreitet. Doch europäischen Datenschutzstandards genügt der Branchen-Primus nicht. Deshalb drohen Unternehmen hohe Bußgelder, wenn sie weiter auf den Messenger setzen. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte sich mit Alternativen beschäftigen. Wir stellen die besten, datenschutzkonformen Dienste für Unternehmen vor.
Der Kollegin noch schnell die Präsentation für den nächsten Tag zur Durchsicht senden. Beim Abteilungsleitertreffen einem Kollegen, der den Tagungsraum nicht findet, den Standort aufs Handy schicken. Ein Foto vom Prototypen in Balingen an das Team am Standort Shanghai übermitteln: WhatsApp erleichtert in vielen Unternehmen Arbeitsabläufe, ist ideal für die formlose und schnelle Kommunikation mit Kunden und Kollegen – und datenschutzrechtlich eine Katastrophe.
Juristen waren vor dem Einsatz des Messenger-Dienstes im Beruf, denn seit dem 25. Mai 2018 gilt in der Europäischen Union die neue Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Doch die WhatsApp Incorporated aus Mountain View, die zu Facebook gehört, erfüllt die strengen Brüsseler Maßstäbe nicht. So greift die Software auf alle Kontakte zu, die im Smartphone gespeichert sind, egal ob diese selbst den Dienst nutzen oder nicht. Außerdem gibt der Konzern die gesammelten Informationen an den Mutterkonzern Facebook weiter, was nach europäischem Recht wohl ebenfalls nicht ohne Einwilligung der Nutzer möglich ist.
Zeit für eine datenschutzkonforme Alternative
Unternehmen, die gegen den Datenschutz verstoßen, drohen dabei Bußgelder von bis zu 20 Millionen Euro oder vier Prozent des Jahresumsatzes. Wer WhatsApp weiter in seinem Unternehmen intern zur Kommunikation nutzen will, sollte dafür sorgen, dass keine Kundendaten auf dem Firmenhandy gespeichert sind oder dass diese in einem eigenen, verschlüsselten Container gespeichert werden. Das ist unpraktisch und kompliziert? Vielleicht wird es Zeit für eine datenschutzrechtlich sauber arbeitende Software. Wir stellen die wichtigsten Programme vor.
Threema
Der Dienst aus der Schweiz verschlüsselt nicht nur die gesamte Kommunikation; er koppelt den Benutzer auch nicht an eine Handynummer, sondern weist ihm eine Threema-ID zu. Der Messenger bietet auch einen Adressbuch-Abgleich an, der datenschutzrechtlich legal ist: Threema lädt nämlich keine Telefonnummern auf seine Server, sondern erstellt mit Hilfe eines Algorithmus aus der Nummer eine Zufallszahl, mit der sich zwar abgleichen lässt, ob ein Kontakt den Dienst ebenfalls nutzt, jedoch ohne dabei die Telefonnummer preiszugeben. Apple-Nutzer zahlen für die App einmalig 3,49 Euro, für Android gibt es sie für 2,99 Euro. Spezielle Business-Lösungen kosten zwischen 1,40 und 1,90 Franken pro Monat für jedes Gerät.
Teamwire
Das Programm aus Deutschland wird von Verwaltungen und Finanzunternehmen zur internen Kommunikation genutzt. Es gibt Versionen für iOS, Android und Windows und es lässt sich auch auf Desktop-Geräten installieren. Das Programm verschlüsselt alle Nachrichten und anonymisiert die Nutzerdaten. Der Dienst greift dabei ausschließlich auf Rechenzentren in Deutschland zurück. Teamwire kostet zwischen 1,50 Euro pro Endgerät und 4 Euro pro Nutzer im Monat – je nach Tarifmodell.
Wire
Der zweite schweizer Dienst im Feld – mit internationaler Anbindung: Die Server stehen nämlich auch in Deutschland und Irland. Nachrichten, Dateien, Videos und Bilder kann man vom Smartphone oder PC aus versenden, außerdem ist eine Telefonfunktion (Voice over IP) integriert. Dabei verschlüsselt das Programm die gesamte Kommunikation, wobei sich die Schlüssel auf den jeweiligen Endgeräten befinden. Das Unternehmen hat also keine Chance, mitzulesen. Wire ist kostenlos für Android, iOS und Windows, eine Team-Version kostet ab 5 Euro pro Monat und Nutzer.
Hoccer
Der Löschmeister unter den Messenger-Diensten: Alle Daten werden verschlüsselt über deutsche Server verteilt und anschließend umgehend vernichtet. Stiftung Warentest erklärte Hoccer deshalb 2015 zum Testsieger der Messenger-Dienste. Einen Nachteil hat der hohe Standard allerdings: Weil die Nutzer keine Telefonnummer angeben müssen und der Dienst nicht auf das Adressbuch zugreift, müssen die Kontakte über ihre Hoccer-ID selbst angelegt werden. Der Dienst ist gratis und für Android und iOS verfügbar.
Signal
Eine gemeinnützige Stiftung aus den USA betreibt Signal mit Servern in mehreren Ländern. Die Anmeldung läuft über die Handynummer, auch das Adressbuch lässt sich abgleichen; dabei werden die Kontakte anonymisiert und anschließend von den Servern gelöscht. Die Verschlüsselung gilt als extrem sicher. Signal ist kostenlos für iOS und Android sowie für den Windows-Desktop.
Beekeeper
Die Messenger App wurde von einem Züricher Start-up speziell für die interne Firmenkommunikation entwickelt. So sind auch Mitarbeiter ohne festen Arbeitsplatz und E-Mail-Adresse in die interne Kommunikation eingebunden. Dabei kann auch der TV-Bildschirm für Video-Konferenzen eingebunden werden, außerdem bietet das Programm ein Tool für Mitarbeiterbefragungen. Mit Kosten von mindestens 90 Euro monatlich für 20 Nutzer ist der Dienst nicht ganz billig.
SIMSme
Mit SIMSme möchte die Deutschen Post AG den Markt aufmischen. Die Kommunikation ist verschlüsselt, die Server stehen in Deutschland, außerdem gibt es eine Selbstzerstörungsfunktion für Bilder und Nachrichten. Die Business-Version läuft auch auf Desktop-Geräten. SIMSme gibt es für iOS und Androidgratis, die Business-Version kostet 3 Euro pro Monat je Nutzer.
Siilo
Der niederländische Dienst richtet sich speziell an Ärzte, Klinken und Zahnmediziner. Nur sie können den Dienst nutzen und werden nach der Registrierung verifiziert. Der Messenger-Dienst verschlüsselt sämtliche Daten und löscht sie nach 30 Tagen automatisch. So soll ein sicherer Austausch von Patientendaten für Konsilien möglich sein. Das Programm ist kostenlos für Einzelnutzer, die Klinikversion ist kostenpflichtig