24.07.2024 - Katja Feuerstein -7 MinutenZukunft der Arbeit
Alle Jahre wieder: Auch 2024 haben wir für Sie eine Runde Jobtrends-Bingo gespielt. Wie die aktuellen Trends am Arbeitsmarkt lauten und was Flugzeuge, Gaming und Künstliche Intelligenz damit zu tun haben, erfahren Sie im Beitrag.
Mehr Homeoffice oder mehr Büro? Kommt die Vier-Tage-Woche? Was sind Airplane Mode und Queenagers? Auch 2024 geistern viele schicke englische Buzzwords für die neuesten Arbeitsmarkttrends herum. Das müssen Sie wissen:
Die Top-Jobtrends 2024
In gewohnter „Shitwoch“-Manier begrüßen wir Sie wieder herzlich zu einer neuen Runde Jobtrends-Bingo! Dazu hat Faktor A die aktuell wichtigsten Jobtrends gesammelt. Los geht´s!
1. Jobhopping: Bäumchen wechsele dich geht weiter
Wie war das nochmal, ewige Treue? Auch 2024 haben die deutschen Arbeitnehmenden nichts von ihrer Wechselwilligkeit verloren! Fast drei Viertel denken über einen Jobwechsel nach – 2023 waren es noch 64 Prozent und im Jahr 2021 53 Prozent. Das ist das Ergebnis einer Studie der digitalen Recruiting-Plattform The Stepstone Group. Die Gründe: der Wunsch nach einem Gehaltsplus (35 Prozent), Unzufriedenheit im Job (34 Prozent) und zu viel Stress (33 Prozent) oder ein attraktiveres Angebot der Konkurrenz (26 Prozent).
Was früher verpönt war, ist heute normal. Beschäftigte suchen aktiv nach Unternehmen, die ihnen angemessene Rahmenbedingungen und berufliche Herausforderungen bieten. In Zeiten multipler Krisen sind Arbeitskräfte dabei immer weniger bereit, Kompromisse einzugehen, besonders in Sachen Gehalt und finanzieller Sicherheit. Viele gehen zugleich davon aus, sich ihre Jobs aussuchen zu können. Der Arbeitnehmermarkt hat eine neue Dimension erreicht! Es passt nicht (mehr)? Dann kündigen und weg. Allez, hop!
2. Airplane Mode: Arbeiten im Flugmodus
Zahlreiche E-Mails und Tabs sind gleichzeitig geöffnet, das Telefon steht nicht still und der Vorgesetzte will etwas. Viele Beschäftigte leiden heute unter Reizüberflutung. Dabei sind Unterbrechungen und Ablenkungen der Konzentrationskiller schlechthin.
Während privat oder im Urlaub ein Digital Detox hilft, lässt sich der Vorgesetzte schlecht einfach wegbeamen. Doch was im Flugzeug prima funktioniert, kann zu einer fokussierteren Arbeitszeit führen. Die Idee, bei der Arbeit abschalten zu können, gewinnt immer mehr an Relevanz. Warum als Arbeitgeber nicht einmal 100 Minuten ungestörte Fokuszeit gewähren? In dieser Zeit können Ihre Arbeitnehmenden in Ruhe lesen, Ideen entwickeln oder einfach abschalten, um danach effektiver an den Hauptaufgaben zu arbeiten. Over and out.
3. Employer Branding: Attraktivität ist alles
Nichts geht mehr ohne! Was für Teenager die Markenschuhe sind, ist für Arbeitgeber heute eine starke, glaubwürdige Arbeitgebermarke. Dabei stehen Mitarbeitende und ihre Bedürfnisse 2024 mehr denn je im Zentrum von Unternehmenskultur und Employer Branding. Im Rahmen dieser neuen Employee Centricity soll es wertschätzend und motivierend zugehen. Gerade die jüngere Generation erkennt ihre wachsende Marktmacht. Für Unternehmen heißt es hier: Umdenken! Sie müssen sich heute bei Talenten bewerben und als attraktiver Arbeitgeber präsentieren. Bewerbende warten lassen, unklare Anforderungsprofile, fehlende Angaben in der Stellenanzeige und Transparenz im Bewerbungsgespräch oder neue Arbeitskräfte ins kalte Wasser werfen – das war einmal. Knapp die Hälfte der Beschäftigten ist frustriert und gestresst von der Jobsuche. Um sich von Ihren Wettbewerbern abzuheben, sollten Sie den Bewerbungsprozess so positiv, einfach, transparent und zeitschonend wie nur möglich gestalten. Der Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) kann hier entlastend wirken, Prozesse beschleunigen und Zeit für Aktivitäten schaffen, die das Wohlbefinden Ihrer Mitarbeitenden steigern. Denn nur, wer sich wohlfühlt, bleibt!
4. Employee Wellbeing: Arbeiten mit Wohlfühlfaktor
Zitat:
„Kultur frisst Strategie zum Frühstück“
Damit brachte es US-Ökonom Peter Drucker vor gut 20 Jahren auf den Punkt: Nachhaltiger Erfolg basiert vielmehr auf der betrieblichen Kultur als auf der reinen Strategie. Nur eine wertschätzende Unternehmenskultur, die auch von allen gelebt und durch kontinuierliches Feedback weiterentwickelt wird, kann das Wohlbefinden der Beschäftigten (auch Employee Wellbeing) am Arbeitsplatz sicherstellen. Eine gute Führung, gesundheitsfördernde Arbeitsumgebung, Teambuilding-Events sowie betriebliche Gesundheits- und Sportangebote tragen entscheidend dazu bei. Kommen Mitarbeitende hier zu kurz, kann das schnell zu überstürzten Bewerbungen und Kündigungen aus Frust führen (auch Rage Applying). Also kultiviert, bitte.
5. KI is(t) King
Der Einsatz künstlicher Intelligenz im Personalwesen erstreckt sich im Jahr 2024 bereits über zahlreiche Bereiche wie das Verfassen von Stellenanzeigen, die Analyse von Bewerbungen, Vorauswahl von Kandidatinnen und Kandidaten, Weiterbildung oder gar Leistungsbewertung. Als Arbeitgeber können Sie jetzt schon das Potenzial KI-basierter Tools für die Digitalisierung grundlegender HR-Prozesse nutzen, um Aufgaben im Personalwesen zu unterstützen. Dadurch gewinnen Sie z. B. mehr Zeit für betriebliche Wellbeing-Angebote, die bei Arbeitnehmenden hoch im Kurs stehen. Doch bei aller Euphorie sollte hier mit Maß und Ziel vorgegangen werden, nicht zuletzt, weil es bei Human Resources um den Menschen und damit auch um ethische Aspekte geht und manche KI-Technologien noch nicht ausgereift sind. Aber auch Jobsuchende müssen ihre Strategien anpassen, um im Bewerbungsprozess herauszustechen. Schon jetzt schlagen fast 40 Prozent neue, kreative Wege ein, setzen auf digitale Lebensläufe oder Videobewerbungen. Mehr als ein Drittel will KI-Tools bei der Stellensuche nutzen. Ein Blick in die Zukunft zeigt zudem, dass KI nicht nur die Jobsuche beeinflusst, sondern auch die langfristigen Anforderungen an Fähigkeiten. Skills und Weiterbildung werden immer wichtiger. Mehr als die Hälfte der Beschäftigten möchte sich daher beruflich breiter aufstellen und neue Skills erlernen. Der Aufstieg der KI befeuert demnach zugleich den nächsten Jobtrend.
6. Skills-First: Kompetenz vor Abschluss
Wer einen guten Abschluss besitzt, hat auch Chancen auf einen guten Job. Das war einmal. Spezifische Skills trumpfen auf! Das gilt nicht nur für KI, sondern ganz allgemein. Angesichts von Fachkräftemangel und Zuwanderung erkennen Unternehmen zunehmend an, dass die richtigen Fähigkeiten und besonders soziale Kompetenzen wichtiger sein können als akademische Abschlüsse, Jobtitel oder Berufserfahrung allein. Schon jetzt sieht die Social-Media-Plattform LinkedIn eine Zukunft, in der Betriebe von traditionellen Bewerbungsstandards abweichen und neue Aspekte mit einfließen lassen werden. Schul- und Hochschulabschlüsse sowie frühere Berufsbezeichnungen sollen nicht mehr zentrale Zugangsvoraussetzung sein. Mit diesem neuen Fokus auf nachgewiesene Fähigkeiten soll der Zugang zum Arbeitsmarkt vereinfacht werden. Drum, zeigt her Eure Skills!
7. Queenager & Co.: Arbeiten in den besten Jahren
Ohne sie geht nichts mehr: Best Ager, darunter die Frauen – auch Queenager – sind im Kommen. Der demografische Wandel führt dazu, dass Arbeitgeber heute nicht nur auf junge Talente bauen können, sondern sich auch stärker um Arbeitskräfte im sprichwörtlich „besten Alter“ bemühen müssen. Arbeitnehmende zwischen 45 und 65 Jahren sind heute oft gestandene Fachkräfte mit teils hohen Einkommen. Mit rund 16,5 Millionen Beschäftigten sind die Best Ager die größte und doch oft übersehene Gruppe am Arbeitsmarkt.
Obwohl sich diese Generation durch eine hohe Berufserfahrung, Motivation und Verantwortung im Privaten auszeichnet, etwa bei der Kindererziehung und Pflege älterer Verwandter, steht sie häufig im Schatten anderer, wie der Gen Z (zwischen 1997 und 2012 geboren). Besonders die Frauen im mittleren Alter sind heute finanziell so unabhängig, ambitioniert und berufstätig wie nie zuvor, wollen etwa nach Zeiten der Kindererziehung noch einmal beruflich durchstarten. Arbeitgeber tun also gut daran, ihr Recruiting, ihre Kultur und betrieblichen Maßnahmen auch stärker auf diese Altersgruppe ausrichten: von Investitionen in Weiterbildung, betriebliche Gesundheitsprogramme bis Arbeitsschutz u. v. m. Denn, je oller, desto doller!