Die Rolle des Moderators
Ein Moderator kann ein Schlüssel zum Gelingen einer Besprechung sein. Jochem Kießling-Sonntag ist Management-Trainer, moderiert selbst und berät Unternehmen, die ihre Meetings verbessern wollen. Er erklärt, worin die Aufgabe eines Moderators besteht:
„Im Vorfeld jeder Besprechung muss klar sein: Will ich konkret nach Lösungen suchen? Soll eine Entscheidung fallen? Viel zu oft wird abgeschweift. Der Moderator muss immer wieder die Kernfragen stellen, um die Gruppe auf Lösungsansätze zu stoßen. Doch wer ist ein guter Moderator? Theoretisch kann das von der Führungskraft bis zum Angestellten jeder sein. Man braucht vor allem die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen. Niemals sollte man Teilnehmer wie Schüler zum Redebeitrag aufrufen. Ermunterung ist erlaubt: ,Du kennst dich doch mit Thema XY aus, kannst du etwas dazu sagen?’
Wenn man es schafft, viele mit einzubeziehen, verhindert man, dass nur die Dominanten reden. Ein guter Moderator bindet alle ein: auch Neinsager, Querdenker, Außenseiter. Sie sind unerlässlich, um gute Ideen zu entwickeln. Moderieren ist ein Handwerk, nicht zwangsläufig ein Talent. Jeder sollte mal drankommen. Wer früher oder später selbst moderieren muss, verhält sich viel konstruktiver und aufmerksamer – man will das ja auch für sich selbst. Doch in vielen Unternehmen hat diese Fähigkeit leider immer noch keine besonders hohe Priorität.“
Ein Praxisbeispiel gelungener Meeting-Kultur
Bei der Standard Life-Versicherung haben Mitarbeiter einen Leitfaden für effiziente Meetings entwickelt. Holger Pauly, Mitarbeiter im Personalbereich, erklärt die Besonderheiten: „Bevor ein Meeting einberufen wird, muss es ein klar formuliertes Ziel geben. Etwa: Wie entwickeln wir ein neues Produkt weiter? Jeder Termin hat eine feste Struktur. Das Treffen sollte nicht mehr als 30 Minuten dauern. Sehr wichtig ist es, für diese Treffen eine gute Mischung an unterschiedlichen Charakteren zu finden.
Schwierig sind größere Meetings mit über 25 Personen. Dann brauchen wir einen Moderator. Diese Rolle kann eine Führungskraft, ein Projektleiter oder ein Externer übernehmen.
Auch Fachfremde werden manchmal als Moderatoren eingeladen, die können sich besser auf die Gruppendynamik konzentrieren, weil sie keine Fachthemen im Kopf haben. Moderatoren müssen keine Position vertreten und schaffen es, schweigsame Kollegen mit einzubeziehen. Wir haben einige Mitarbeiter gezielt im Bereich Moderationstechnik fortgebildet.“
Die Meeting-Typologie
Sitzen Sie an Konferenztischen gerne ganz außen? Dann dürfte Sie die langjährige Forschungsarbeit der amerikanischen Psychologin Sharon Livingston über das „Konferenztisch-Phänomen“ interessieren. Ihr Fazit: Bestimmte Plätze werden immer von bestimmten Charakteren eingenommen. Die ranghöchste Person sitzt in der Regel am Kopfende des Tisches mit Sicht auf die Tür. Auf den Plätzen rechts und links neben ihr befinden sich die Schmeichler oder solche, die sich selbst darstellen möchten. Durch die Nähe zum Vorgesetzten demonstrieren sie, dass sie sich eins fühlen, in einer Liga mit ihm spielen. Am anderen Ende des Tisches sitzen häufig die Gegner und Kritiker, während die Längsseite mit dem Fenster im Rücken und der Tür im Blick gut geeignet ist für Kommunikatoren und Teamplayer.
Entscheidend ist aber nicht nur, wo man sitzt, sondern auch, was man sagt. Unser Illustrator Niklas Briner hat klassische Meeting-Typen karikiert, denen die Redaktion dann beliebte Phrasen und ihre nicht ganz ernst gemeinte Übersetzung in den Mund gelegt hat. Viel Spaß!
Die klassischen Meetingtypen